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HAMBURG/ Staatsoper: MARIA STUARDA von Gaetano Donizetti. «Im Belcanto geht es um grosse Gefühle»

26.03.2025 | Oper international

Gaetano Donizetti: Maria Stuarda ◊ Staatsoper Hamburg ◊ Vorstellung: 25.03.2025

(4. Vorstellung ◊ Premiere am 16.03.2025)

«Im Belcanto geht es um grosse Gefühle»

Musikalisch gelingt die Produktion ganz ordentlich. Szenisch kann die Produktion auf Grund ihrer ideologischen Kontaminierung nicht überzeugen.

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Foto © 2025/ Brinkhoff/Mögenburg

«Im Belcanto geht es um grosse Gefühle», so Karin Beier (Inszenierung) im Programmheft. In ihrer Regiearbeit ist das, überlagert vom Bestreben die Oper feministisch zu lesen, nicht zu erkennen. So wenig es Schiller in seinen Dramen um die historische Wahrheit ging, so wenig ging es dem Belcanto darum die Gefühle, die Affekte der Figuren psychologisierend zu erklären: sie sind intensivmöglichst auf der Bühne darzustellen. Wie die gezeigten Affekte historisch (und feministisch) zu bewerten sind, spielt hier schlicht keine Rolle. Zu behaupten, Donizetti habe die Geschichte für ein katholisches Publikum geschrieben, zeugt von geringer Kenntnis des Stils: Donizetti hat für eine katholische Zensur geschrieben. Die entschied nämlich über Gedeih und Verderben der Oper (und war entsprechend für die als «Buondelmonte» aufgeführte und dann in den Archiven verschwundene erste Fassung verantwortlich). Mit der durch die mittelalterliche Herrscher-Theorie der zwei Körper legitimierten Ergänzung der Figuren um je maximal fünf Doubles macht es Beier sich einfach der Schwierigkeit die Persönlichkeiten in ihrer komplexen Gefühls-Vielfalt zu zeigen, aus dem Wege.  Das ist genau nicht im Sinne des Belcanto, das Gewusel auf der Bühne lenkt nur ab. Das Regietheater feiert fröhlich Urständ, wenn als Zeichen der höfischen Jagd-Gesellschaft der Kadaver eines schon längere Zeit toten und so kaum weidmännisch erlegten Rindes auf die Bühne gezerrt wird: jeder muss hineingreifen, damit er auch sicher Blut an den Händen hat. Kurz gesagt: Es ist die «Maria Stuarda» der Karin Beier. Von Donizettis «Maria Stuarda» ist weit und breit nichts zu entdecken. Amber Vandenhoeck (Bühnenbild) hat Beier einen zum Stück passenden, modern anmutenden Gefängnisraum geschaffen. Eva Dessecker orientiert die Schnitte der Kostüme.

Antonino Fogliani (Musikalische Leitung), eigentlich ein ausgewiesener Fachmann für den Belcanto, wählt für sein Dirigat ausgesprochen bedächtige Tempi, die ihn und das Philharmonische Staatsorchester Hamburg auf die schmale Gratwanderung zwischen schwelgendem Genuss und blossem Durchbuchstabieren führt. Dieser Abend bleibt glücklicherweise mehrheitlich auf der Seite des Schwelgens und Fogliani erweist sich in diesen Momenten als tadelloser Sängerbegleiter. Der Chor der Hamburgischen Staatsoper (Chorleitung: Eberhard Friedrich) überzeugt mit einmalig homogenem, samtenem Klang.

Barno Ismatullaeva überzeugt mit einer engagierten Elisabetta. In der Höhe und im Forte neigt ihr Sopran phasenweise mit unangenehmen Schärfen. Die Krone des Abends gebührt der Maria Stuarda von Ermonela Jaho. Sie überzeugt mit guter Bühnenpräsenz und hochmusikalischer Gestaltung. Die Höhen gelingen klar und sauber. Long Long gibt den Roberto mit höhensicherem, aber unter permanentem Druck geführtem Tenor. Gezim Myshketa gibt den Cecil mit gut geführtem Bariton, Alexander Roslavets mit arg dezentem Bass den Talbot. Aebh Kelly als Anna, Katja Danowski als Double Elisabetta und Sandra Gerling als Double Maria Stuarda.

Ein mässig überzeugender Abend.

Weitere Aufführungen:

Fr. 28.03.2025, 19.00; So. 30.03.2025, 17.00; Mi. 02.04.2025, 19.00;

So. 15.02.2026, 19.00; Do. 26.02.2026, 19.00; Mi. 04.03.2026, 18.30; Sa. 14.03.2026, 18.30.

La Marchesa d’Obigny

28.03.2025

 

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