Giacomo Puccini: La Bohème • Staatsoper Hamburg • Vorstellung: 13.12.2023
Premiere am 05.11.2006 • 2. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 07.12.2023)
Klassisches Weihnachtsrepertoire in solidem Handwerk
«La Bohème» gehört zum klassischen Weihnachtsrepertoire. Einmal mehr begeistert das Philharmonische Staatsorchester.
Foto © Staatsoper Hamburg
Guy Joosten (Inszenierung) verlegt seine Inszenierung von Puccinis Meisterwerk in eine nicht weiter definierte Gegenwartsnähe. Das erste Bild zeigt die Wohnung der vier Bohèmiens in einem Wohnblock. In der bühnenhohen, setzkastenartigen Konstruktion (Bühnenbild: Johannes Leiacker) ist in den weiteren Wohnungen zu beobachten, wie die Protagonisten den Heiligen Abend verbringen (Kostüme: Jorge Jara). Das zweite Bild, das Café Momus am selben Abend, spielt in einem eher einfachen Vergnügungslokal (Choreographie: Andrew George). Zwei Monate später, im dritten Bild, treffen die Protagonisten an der Barrière d’Enfer, einem Etablissement des ältesten Gewerbe der Welt mit Sicherheitspersonal zusammen. Die Umgangsformen sind mittlerweile grober geworden. Einige Monate später, im letzten Bild, kehren die Bohèmiens in ihre Wohnung zurück. Es geht bergab: die Bohèmiens sind als einzige Mieter des ursprünglich gutbürgerlichen Wohnblocks übrig geblieben. Die anderen Wohnungen stehen leer und sind dem Zerfall und Zerstörung (Vandalismus) ausgesetzt. In diesem Rahmen erzählt Joosten die Inszenierung konzis und eng am Libretto.
Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter Leitung von Giampaolo Bisanti überzeugt mit einem gleichermassen detailverliebten wie knackigen Puccini. So kann die Überwältigungsmacht des Meisters aus Lucca mit ganzer Kraft zuschlagen.
Long Long gibt einen Rodolfo der schönen und langen Töne. Seine besonderen Talente scheinen im Bereich des Atmen zu liegen. Die Bühnenpräsenz hält sich in Grenzen. Als Marcello ist ihm Alexey Bogdanchikov ein Partner auf Augenhöhe. Gleiches gilt auch für Chao Deng als Schaunard und David Minseok Kang als Colline. Schöne Töne gibt es im Überfluss, Emotion leider nur im Text. Das Quartett vermag die Emotion nicht auf die Bühne zu bringen. Natalia Tanasii ist als Mimi kein Ausbund an jugendlicher Frische, für Olivia Boen als Musetta steht der Kampf ums Überleben (Hörbar zu bleiben) im Mittelpunkt des Abends. Mateusz Ługowski als Benoît, Aaron Godfrey-Mayes als Parpignol, Liam James Karai als Alcindoro, Christian Bodenburg als Buttafuori, Leo Yeun-Ku Chu sowie Julius Vecsey und Manos Kia ergänzen das Ensemble.
Klassisches Weihnachtsrepertoire in solidem Handwerk
Weitere Aufführung: 19.12.2023
13.12.2023, Jan Krobot/Zürich