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HAMBURG/Laeiszhalle: Klarinettistin Sabine Grofmeier und ein Streicherensemble der Neuen Philharmonie Hamburg – VIVA MOZART

12.03.2024 | Konzert/Liederabende

HAMBURG/Laeiszhalle: Klarinettistin Sabine Grofmeier und ein Streicherensemble der Neuen Philharmonie Hamburg – VIVA MOZART (10.3. 2024)

Von Stefan Pieper

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Sabine Grofmeier. Foto: Pieper

Die Klarinettistin Sabine Grofmeier ist viel in der Welt unterwegs, da war es klar, dass sich die Stadt Hamburg – die naturgemäß ein Tor zur Welt darstellt – als bestens geeignete Wahlheimat erwies. Ihr umtriebiges Engagement, mit der sie auch in dieser Stadt aktiv zum Konzertleben beiträgt, drückt sich in den Hamburger Serenadenkonzerten aus, welche sie im Jahr 2017 den Mozart-Sälen ins Leben rief. Jetzt war mal Zeit für einen „Relaunch“ – nach reiflicher Überlegung vollzog sie in dieser Saison einen Ortswechsel in die prachtvolle Laeiszhalle, und dieses hat sich mit bereits vier erfolgreichen Konzerten auf Anhieb bewährt. 

Ihr Stammpublikum ist in die neue Spielstätte mit „umgezogen“, darüber hinaus bietet das Ambiente der ehrwürdigen Laeiszhalle einen konzentrierten Rahmen für die künstlerisch ambitionierten Darbietungen und Kollaborationen dieser Künstlerin. Die jüngste Ausgabe präsentierte zusammen mit einem handverlesenen Kammerensemble aus Mitgliedern der Neuen Philharmonie Hamburg sogar eine Art Uraufführung – denn eine solche war Sabine Grofmeiers erste Präsentation neuer Eigenarrangements von Mozartschen Opernarien für die Klarinette allemal. 

Zunächst aber mal verlieh das Ensemble mit ihrer bühnenpräsenten Solistin einem anerkannten Meisterwerk einen frischen und auch sehr eigenständigen Glanz: In Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur KV 581 weiten die Ausführenden in der Laeiszhalle den Rahmen aus, in dem noch ein Kontrabassist hinzukommt. Und zwar in Person von Johannes Huth, der – eben weil er auch ein engagierter Jazzmusiker ist – sich ganz besonders auf das intuitive Zuhören versteht. Und dadurch eben mit seinem Tieftöner die ganze instrumentale Konversation dieses Mozart-Quintetts orchestral unterfütterte. Auch in diesem Fall sprang der Funke, den Sabine Grofmeiers lebendige Präsenz immer wieder auslöst, aufs große Ganze dieser Besetzung über. Hinter der ganzen Pracht und gelassenen Anmut dieser Musik steht viel Komplexität. Die subtil dramaturgischen Wechsel und Kontraste, die zartesten Nuancen zwischen Dur und Moll und das Filigranwerk der Variationen versetzten durch ihre leichtfüßige Poesie in helle Begeisterung.

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Sabine Grofmeier und Ensemble. Foto: Pieper

Hier wird ein Kreis geschlossen

Nach der Pause folgte dann die Uraufführung jener Neuarrangements von Sabine Grofmeier. Die Grundidee dabei: Mozart hat primär für die Oper komponiert und auch seine Kammermusikwerke sprühen vor Darstellungslust. Die Klarinette wiederum kommt in ihrem Tonumfang der menschlichen Stimme am Nächsten. Hier brauchte Sabine Grofmeier nur noch den Kreis zu schließen, um einen farbenreichen, bildkräftigen Instrumentalgesang entstehen zu lassen. Da bekommt der Papageno, der fröhliche Vogelfänger aus der Zauberflöte, eine große, imaginäre Bühne. Auch tiefere Gefühle finden Platz, wenn etwa Pamina in „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ ihre Sehnsucht nach wahrer Liebe ausdrückt. Die Königin der Nacht kommt über das Hamburger Publikum, wenn sie in „Der Hölle Rache“ mit einer eindrucksvollen Arie der Wut und Verzweiflung Ausdruck verleiht. In einem Mix aus „Le Nozze di Figaro“ imaginieren die Instrumente eine komplexe Welt von Intrigen und Liebeswirren. In der Arie „Dove sono“ reflektiert die Gräfin Almaviva über vergangene Zeiten und verlorene Liebe, während Cherubino in „Voi Che sapete“ seine jugendliche Unschuld und Sehnsucht nach Liebe ausdrückt. Schließlich offenbart die Gräfin in „Porgi amor“ ihre innere Zerrissenheit und bittet um Trost und Verständnis in einer Welt voller Betrug und Täuschung. Sabine Grofmeier erläuterte bei jedem Stück den Hintergrund, was dem verstehenden Hören gut tat. Aber vor allem zeigte sich die hohe Klasse von Solistin und Streichensemble, die verschiedenen Wechsel von Stimmungen und Emotionen collagenhaft zu inszenieren. 

Zum Finale gab es eine hochvirtuosen Bearbeitung, die seinerseits der Mannheimer Komponist Franz Danzi hinterlassen hat. „Reich mir die Hand, mein Leben“ wirkte wie ein Appell an positive Lebensenergien, welche doch gerade in dieser Zeit so dringend gebraucht werden. Die finale Zugabe „Oblivion“ von Astor Piazzolla, lyrisch emotional, ja fast schwebend interpretiert wurde wiederum vom swingenden Spiel des Bassisten mit gutem Puls unterstützt.

Dieses komplette Programm „VIVA MOZART“ war für die Klarinettistin, die wirklich über die gesamte Aufführungszeit permanent zu spielen hatte, wohl eine echte physische Tour de force. Die sich aber allemal gelohnt hat – und ein glückliches Publikum hinterließ.

Sabine Grofmeier und Jasmin-Isabel Kühne eröffnen die Burger Klassiktage auf Fehmarn

Hingewiesen sei noch auf ein Konzert auf der Insel Fehmarn. Am Donnerstag, 25. April, gastiert die Klarinettistin Sabine Grofmeier zusammen mit der  Harfenistin Jasmin-Isabel Kühne beim Eröffnungskonzert der diesjährigen Burger Klassiktage. 

 

 

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