Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

HAMBURG/ Elbphilharmonie: VIER HORNKONZERTE FÜR EINEN KÄSEHÄNDLER von W.A.Mozart

Zemlinsky Quartett & Felix Klieser

11.03.2019 | Konzert/Liederabende

Wolfgang Amadeus Mozart: Horn Concertos, Zemlinsky Quartett & Felix Klieser
Hamburg, Elbphilharmonie, Kleiner Saal, 10.03.2019

Vier Hornkonzerte für einen Käsehändler

Mozarts Kompositionen für Bläser waren immer für konkrete Personen bestimmt. Mit zweien war Mozart besonders eng verbunden, dem Klarinettisten Anton Stadler und dem Hornisten Joseph Leutgeb, einem Freund aus Kindertagen, der später seine Position als 1. Hornist bei der Salzburger Hofkapelle aufgab, um in Wien den väterlichen Käsehandel zu übernehmen.

Auf dem Programm des Konzerts des Zemlinsky Quartetts (František Souček – Violine, Petr Střížek – Violine, Petr Holman – Viola, Vladimír Fortin – Violoncello) und Felix Kliesers standen ein Streichquartett von Joseph Haydn (Streichquartett g-Moll op. 74/3 / »Reiterquartett«) und drei der vier Hornkonzerte (Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 417 / Bearbeitung für Horn und Streichquartett, Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 447 / Bearbeitung für Horn und Streichquartett und Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 495 / Bearbeitung für Horn und Streichquartett) die Mozart für Leutgeb komponiert hatte.

Bereits im Reiterquartett kann das Zemlinsky-Quartett seine Qualitäten voll ausspielen und stellt den wunderbar leicht gespielten, raschen Melodien (die durchaus an Pferde erinnern können) zarte, lyrische Momente gegenüber. Nach der Beseitigung eines kleinen Missgeschicks durch eine Fachkraft (so angesagt) – beim Umbau der Bühne war ein Wasserglas zerbrochen und Klieser tritt ja barfuss auf bzw. spielt mit dem Fuss -, folgte das erste Hornkonzert. Der Solist moderierte sein Konzert gleich selbst und das hervorragend. Ein Multitalent also, bestätigt durch die Erklärung, warum er nur drei der vier Konzerte spielt (die Aufnahme aller vier Konzerte mit dem Mozarteum-Orchester ist frisch veröffentlicht), und den Hinweis auf die Autogrammstunde nach dem Konzert. Nach der Pause folgten, vom Zemlinsky-Quartett perfekt begleitet, die beiden weiteren Hornkonzerte.
In den vergangenen Wochen waren die vermeintlichen Akustik-Probleme des grossen Saals ja immer wieder Thema. Eigentlich dürfte ja auch dem Laien klar sein, dass Plätze im Rücken des Sängers nicht das Gelbe vom Ei sein können. Und so schwierig sind Saalpläne nicht zu lesen. Wenn man sie denn konsultierte… All diese Probleme gibt es beim kleinen Saal nicht, denn er ist zwar vom gleichen Akustiker, aber von der Form her eine konventionelle Schuhschachtel. Trotz voll besetztem Saal klang Kliesers Spiel, so technisch perfekt und hoch virtuos es ohne jede Frage war, sehr stark scheppernd.

Das Publikum dankte mit Standing Ovations.

14.03.2019, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken