HAMBURG/Elbphilharmonie: Bella Italia – eine musikalische Matinee mit Sabine Grofmeier (Klarinette), Ricardo Marinello (Tenor) und Marina Komissartchick (Klavier)
Sabine Grofmeier, Marina Komissartchick. Foto: Stefan Pieper
Mit ihren Hamburger Serenadenkonzerten ist die Klarinettistin Sabine Grofmeier auch als Konzertveranstalterin eine feste Größe im Kulturleben der Stadt geworden. Im vorletzen Herbst debutierte sie als Solistin im ausverkauften großen Saal der Elbphilharmonie, was sie selbst als „absoluten Ritterschlag“empfindet. Am Sonntag, 12. Februar gab es eine Neuauflage mit der vielseitigen Künstlerin, diesmal im Kleinen Saal von Hamburgs prominentem Musentempel. „Bella Italia“ hieß das exklusiv für diesen Anlass zusammengestellte Programm. Sabine Grofmeier bildete hier ein Trio zusammen mit dem deutsch-italienischen Tenor Ricardo Marinello und die in Moldawien geborene Pianistin Marina Komissartchick. Besetzung und Stücke waren auf jeden Fall dazu angetan, diesen Anspruch im kleinen Saal der „Elphi“ einzulösen.
Sabine Grofmeier ist nicht nur fabelhafte Klarinettistin, sondern ebenso selbstbewusste Entertainerin, der es hier darum ging die circa 500 Zuhörenden emotional abzuholen und ein griffiges Thema zu vermitteln. Zur Begrüßung ließen sie und ihre Klavierpartnerin Marina Komissartchik nichts als die Musik sprechen in einer vibrierenden Tarantella, diesem Volkstanz, der vor allem in Süditalien bei Hochzeiten und zu zahllosen anderen Anlässen die Leute in Schwindel versetzt. Hier faszinierte die feinziselierte Virtuosität des Klarinettenspiels, wie es sich mit dem artikulationsstarken Klavierspiel ihrer Partnerin verzahnte.
Was hat nicht alles Gioachino Rossini an spritziger musikantischer Leichtigkeit in Noten gefasst. Genau diese griff Sabine Grofmeier brillant und leichtfüßig in der Cavatina „Una voce poco fa“….aus dem Barbier von Sevilla auf. Etwas lyrischer kam danach das „Lamento di Federico“ des Tenorsängers Ricardo Marinello daher. Der lief danach, sprühend vor Darstellungslust und begleitet von vielen spontanen Beifallsstürmen erst richtig zur Höchstform auf, zum Beispiel in Rossinis „La Danza“.
Voll innerer Bewegtheit (die sie auch zeigte) und Dankbarkeit, an diesem prominenten Ort aufzutreten, präsentierte Sabine Grofmeier eines ihrer ur-eigenen musikalischen Highlights: Carl Maria von Webers „Grand Duo Concertante“ ist ein virtuoses und herausforderndes Stück Kammermusik, das einen guten, Konzentration einfordernden Gegenpol inmitten der vielen extrovertierten Bravournummern bei diesem Konzert darstellte. In punkto technischer Brillanz, ausdrucksstarker Phrasierung und emotionaler Tiefe kann man dieser Klarinettistin nichts vormachen. Ihre Duopartnerin am Klavier agierte auch hier auf souveräner Augenhöhe.
So sehr sich Marina Komissartchik als ausgezeichnete Kammermusikpartnerin beweist, begeisterte sie auch im solistischen Vortrag: Ein Venezianisches Gondellied von Felix Mendelssohn-Bartholdy schlug neue Brücken zur eigenen Fantasie. Es muss nicht immer Venedig sein. Der Hörfilm könnte auch auf eine imaginäre Fahrt durch die engen Kanäle der Speicherstadt hinauslaufen. In direkter Nachbarschaft des Kulturtempels der Elbphilharmonie.
Teil zwei des Konzerts präsentierte die große monumentale Filmkunst von Bella Italia. Die großen Klassiker wären nichts ohne die Musiken von Nino Rota oder Ennio Morricone. Das demonstrierten zwei raffinierte Themencollagen mit einschlägigen Melodien aus „Der Pate“ „Novecento“ und vielem mehr. Das Klavier als treibender Motor, wenn in die Prärie hinaus geritten wird – oder die Klarinette als Singstimme einer traurigen Elegie. Mitreißendes Hörkino war dies allemal.Wiederum gab es mittendrin in diesem Programmteil einen starken Kontrast aus der Opernwelt in Gestalt von Puccinis, von Ricardo Marinello brillant gesungener Bravourarie „Nessun Dorma“ aus der Oper „Turandot“.
Sabine Grofmeier, Ricardo Marinello. Foto: Stefan Pieper
Als Zugabe servierte Sabine Grofmeier nochmal eine echte Überraschung: Die Caprice Nr. 26 von Nicolo Pagani hat sie trickreich in die Jazzstilistik eines Benny Goodman hinein verpflanzt – mit federndem Swing und vor allem mit diesem typisch rauhen, vibratoreichen Klarinettensound, mit dem Sabine Grofmeier der einstigen Swing-Legende in diesem Moment alle Ehre machte. Ebenso, wie das Trio danach dem dankbaren Publikum eine Hommage an den unvergleichlichen Enrico Caruso mit auf den Heimweg gab. Standing Ovations!
Stefan Pieper