Hamburgs Opernfreunde feiern außergewöhnliche „Zauberflöte-Inszenierung
Von Horst Schinzel
Ohne Zweifel: Über diese sehr ungewöhnliche Inszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ durch Jette Steckel zur Eröffnung der Spielzeit an der Hamburgischen Staatsoper an diesem Freitag wird man noch lange weit über die Region hinaus sprechen. Die junge Regisseurin hat Schikaneders und Mozarts Werk als Märchen aus ferner Zeit über die Rampe gebracht. Und damit Hamburgs Opernfreunde begeistert. Und dies eben nicht nur wegen der herrlichen jungen Stimmen, die an diesem Abend zu erleben sind.
Gewiss kann man über manche Einzelheiten der Inszenierung diskutieren. Etwa, wenn Rettungssanitäter in der Eingangsszene der Flucht vor der Schlange eine vermeintlich kollabierte Zuschauerin bergen. Und sich die drei Knaben – Solisten der Chorakademie Dortmund– als Puppe und Kleinkind vorstellen. Auch, dass Andrea Mastroni als Sarastro und Christina Poulitsi als Königin der Nacht – beide erstmals an der Staatsoper zu erleben – aus dem sehr hoch gefahrenen Orchestergraben singen. Beide sängerisch großartig. Was sie darstellerisch können, werden wir später erfahren.
Das Märchenhafte betont auch das Bühnenbild von Florian Lösche– Vorhänge aus Licht und Farben. Sehr nüchtern dagegen die Kostüme von Pauline Hüners. In denen agieren die Drei Damen Iulia Maria Dan, Nadezhda Karyazina, Marta Swiderska, Jonathan Mc Govern in seinem Staatsopern- und Rollen-Debüt als Papageno, Maria Chabounia als Papagena, David Nurgeldiyew in seinem Rollen-Debüt als Tamino und Christina Gansch in ihrem Rollen-Debüt als Pamina meist sehr statuarisch. Geheimnisvolle Lichtzeichen leiten sie über die meist dunkle Bühne. Besonders ungewöhnlich der erstmals hier auftretende Dietmar Kerschbaum als Monostatos. Eindrucksvoll der von Eberhard Friedrich einstudierte Chor. Der Korse Jean-Christoph Spinosi – erstmals hier zu erleben – leitet das Philharmonische Staatsorchester mit viel Körpereinsatz.
Sicher hat diese Inszenierung einige Längen und endet daher auch nicht zur vorgesehenen Zeit. Das Premieren-Publikum aber reagierte gespalten und feiert nach viel Szenenbeifall die Beteiligten lang und anhaltend, es gab aber auch unüberhörbare Buh-Rufe gegen die Regisseurin
Horst Schinzel