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GUSTAV MAHLER: SYMPHONIE NR. 9, DANIEL HARDING und das Swedish Radio Symphony Orchestra, harmonia mundi CD

02.03.2018 | cd

GUSTAV MAHLER: SYMPHONIE NR. 9, DANIEL HARDING und das Swedish Radio Symphony Orchestra, harmonia mundi CD

Schon nach der Zehnten mit den Wiener Philharmonikern, und der Sechsten mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks konnte prophezeit werden, da entwickelt sich jetzt ein junger Dirigent zu einem bedeutenden Mahler-Exegesen. Spätestens nach dieser umwerfend aufwühlenden Einspielung der Neunten Symphonie mit dem ganz außerordentlich prächtig disponierten Schwedischen Rundfunksinfonieorchester ist zu konstatieren, Daniel Harding hat ein perfektes Händchen für die monumentalen musikalischen Architekturen des österreichischen Spätromantikers. Noch dazu ist so viel Klangraffinement, eine so stringente Dramaturgie, ein solch überzeugend gespannter Bogen vom alles überragenden Leid an der Welt, einer unspezifisch aufsteigenden Todesahnung bis zum Entschweben in kosmische Ruhe seit Herbert von Karajans legendärer Einspielung für die Deutsche Grammophon nicht mehr zu hören gewesen. 

Daniel Harding meißelt mit seinem neuen Album nichts weniger als eine komplex Form annehmende Skulptur, er kreiert eine organisch sich entwickelnde 3D „Klanganimation“, wobei der Zuhörer Zeuge des spannenden Entstehungsprozesses sein darf. Der Zustand der endogenen Beunruhigung, die volkstümlichen Einschübe, die Wut in der Trauer, „der Aufbruch im Blick zurück“, all das lädt Harding mit expressiver Wahrheit auf. Harding atmet mit der Musik, gibt ihr Luft und Raum und Zeit zur Entwicklung. Das macht sich vor allem im himmlischen Adagio des vierten Satzes bezahlt. Hier müssen alle Spekulation über Motiv und Erklärungsversuche weichen. Diese absolute Musik ist es alleine, ohne Gesang und ohne Programm, die ihr Recht geltend macht und uns aufwühlt und tröstet, dem Alltag enthebt, und schließlich etwas Transzendentales ahnen lässt.

Fazit: Harding gelingt mit dieser CD ein großer Wurf am Herzschlag der Seele. Als Erinnerung in die Zukunft lässt er Mahler in all seinen Widersprüchen und seiner selbst nach Rettung schreienden Humanität erlebbar werden.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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