Tosca am Menuhin Festival in Gstaad. Konzertante Aufführung vom 25.08.2023.
Riccardo Massi und Erwin Schrott sorgen bei Puccinis Tosca für Spannung. Die Dritte im Bunde, die Sopranistin Sonya Yoncheva in der Titelrolle, macht den Abend zum Ereignis.
Erwin Schrott, Sonya Yoncheva. Foto: Andrea Kremper
Das Menuhin Festival in Gstaad bringt jedes Jahr eine halbszenische Opernaufführung auf die Bühne. Eine echte Sensation ist die diesjährige Tosca mit einer Starbesetzung. Sonya Yoncheva brilliert als Tosca. Sie hat diese Rolle schon an den renommiertesten Häusern gesungen und kann mit einer wunderbaren Stimme auftrumpfen. Als Titelheldin lässt sie keine Wünsche offen, mit ihrer aufblühenden Höhe, berührende Klänge der verzweifelnd liebenden Opernsängerin Floria Tosca mag sie zu berühren. Ihre leidenschaftlichen Ausbrüche und bestechenden Spitzentöne imponierten ebenso wie der berührende, innige Vortrag der grossen Arie.Wie sie Stimme und Spiel zu einer wahrlich aufregenden Interpretation zusammenfügt, ist schon sehens- und hörenswert.
Das Gstaad Festival Orchestra unter der Leitung von Domingo Hindoyan ist ganz hervorragend. Da passen Lautstärke, Intensität, Tempo sowie das kollegiale Geleit für das singende Ensemble. Schlüsselszenen werden spannend herausgearbeitet, zahlreiche gefühlvolle Momente klingen einnehmend wunderbar.
Der Tenor Riccardo Massi beglückt als Cavaradossi rundherum. Die Stimme verfügt über Schmelz, heldische Kraft, lyrische Geschmeidigkeit, sauberes Piano und sichere Höhe. Stimmlich lässt er, bei „È lucevan le stelle“ die Sterne blitzen.
Erwin Schrott als Scarpia gibt der Rolle die darstellerisch nötige Präsenz. Er spielt den Bösewicht mit Inbrunst und er fühlt sich wohl in der Rolle des machtgierigen Fieslings.
Hervorragend ergänzt wird das Ensemble in den kleineren Partien. Dies gilt insbesondere für Matteo Peirone der einen hervorragenden Mesner singt und spielt. Mit seinem schön wie klug geführtem Bass verleiht er dieser hintergründigen Figur jene Tiefenschärfe, die man in dieser Partie so gerne hört. David Ostrek ergänzt adäquat als gehetzter Angelotti. Beide hatten wesentlichen Anteil daran, dass der Abend, vor allem im ersten Akt, zum Erfolg wurde. Alvaro Zambrano als Scarpias feiger und brutaler Scherge Spoletta machte ebenfalls Eindruck. Bestens disponiert waren auch Gerardo Garciacano als Sciarrone und Schliesser und Kim Wettenschweiler (Sopran) von den Zürcher Sängerknaben, als Hirtenknabe.
Der bestens disponierte Chor der Bühnen Bern wurde von Zsolt Czetner glänzend vorbereitet
Diese Oper ist einfach wunderschön. Ganz grosse Gefühle. Ganz grosse Arien. Ganz tragische Charaktere, voller Heldenmut und doch sind alle dem Tode geweiht.
Marcel Emil Burkhardt