GRUNDLSEE/ Freibad Archkogl: DER WASSERMANN VOM GRUNDLSEE von Vanni Moretto
am 12.8.2024
Einer alten Sage zufolge sollen Fischer vom Grundlsee einstens irrtümlich einen Wassermann (halb Mensch, halb Fisch) gefangen haben. Aus Dank dafür, dass sie ihn nicht töteten, sondern wieder freiließen, verriet er ihnen unter mysteriösem Gebrabbel („salzhandig, salzhandig“) und mit einem schon konkreteren Fingerzeig (auf den Sandling) die Existenz von Salzvorkommen in der Gegend. Seitdem sind die Grundlseer wohlhabend, und der Wassermann wiederum ziert immer noch das Wappen von Aussee.
Als die Region Salzkammergut zur Kulturhauptstadt Europas 2024 ausgerufen wurde und die Intendantin das Generalthema Salz und Wasser ausgab, dachte sich Dr.Verena Frey, die Präsidentin der Ausseer Barocktage, dass die alte Sage vom Wassermann doch ein dazupassender Stoff für eine Oper wäre. Also beauftragte sie Stefano Simone Pintor mit dem Libretto, Vanni Moretto mit der Komposition, fand einen geeigneten Spielort (das Freibad Archkogl), initiierte eine Zusammenarbeit mit dem Mozarteum, suchte einen adäquaten Regisseur etc.etc. Letztlich trug die Kulturhauptstadt zwar nur 5% des Gesamtbudgets bei (wahrscheinlich weil das Projekt nicht Wasserfrau hiess, zuwenig Nazis vorkamen und auch der globale Süden ausgeklammert wurde), dennoch erlebte die Oper DER WASSERMANN VOM GRUNDLSEE jetzt hier ihre Weltpremiere, die sich zu einem grossen Erfolg bei Publikum und Presse gestaltete.
Und das mit vollem Recht, denn dieser neue Wassermann war vielleicht einer der bezauberndsten und speziellsten Opernabende dieses Sommers.
Der Wassermann in einer Plättn. Foto: Dr. Verena Frey
Eine Seebühne, aber in menschlichem Masse (Archkogl – das Antibregenz), die geheimnisvolle Kulisse des bergumstandenen nächtlichen Grundlsees (der in das Geschehen auch sinnvollerweise einbezogen wurde, Plättn spielen dabei eine tragende Rolle), ein schönes Licht, phantasievolle Kostüme, ein exzellentes junges Sängerensemble (denen allen eine große Zukunft bevorsteht), ein Chor aus einheimischen Kräften, eine beseelte, barocke, zeitgenössische und folkloristische Einflüsse amalgierende Musik (dirigiert vom Komponisten selbst)…tja, wenn man das so aufzählt, erscheint es doch ganz einfach, eine gelungene Produktion zu gestalten, nahezu watscheneinfach, ein Kinderspiel…
Der Wassermann und das Salzmädchen. Foto: Dr. Verena Frey
Man wird den Abend jedenfalls lange in Erinnerung behalten (auch wegen des nur aus brrr-Lauten bestehenden Liebesduetts zwischen Wassermann und Salzmädchen, eines der schönsten Liebesduette der Musikgeschichte). Und würde sich wünschen, dass dieser so eigen-artige Wassermann nächstes Jahr wieder zur Aufführung käme…und überhaupt auf Dauer so etwas wie der Jedermann vom Grundlsee werden würde…
Subventionsgeber, öffnet eure Herzen und Taschen ! „Salzhandig! Salzhandig !! Brrr !!! Brrrrrrr !!!!“
Robert Quitta, Grundlsee