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GRAUPA/ Richard Wagner-Gedenkstätten/ Schloss: DEINE STIMME IST WIE MUSIK IN MEINEN OHREN …“ – EINE HOMMAGE AN RICHARD STRAUSS“

19.10.2015 | Konzert/Liederabende

Graupa/Richard-Wagner-Stätten, Schloss: „DEINE STIMME IST WIE MUSIK IN MEINEN OHREN …“ – EINE HOMMAGE AN RICHARD STRAUSS“ – 18.10.2015

An der Semperoper gibt es aus gegebenem Anlass zurzeit Richard-Strauss-Tage (16.-25.10.). Die Verbindung zwischen Strauss und Dresden war sehr eng, obwohl er hier nie ein Amt bekleidet hat. Vor genau 100 Jahren wurde in Dresden „Eine Alpensinfonie“ uraufgeführt. Dieses historische Datum bildet den Mittepunkt der Festtage.

In diesen Rahmen passte auch thematisch der literarisch-musikalische Nachmittag in den Richard-Wagner-Stätten Graupa, denn es gibt auch eine Verbindung zwischen Richard Strauss und der Wagner-Familie, wenn auch nicht mit positivem Ausgang, und – wenn man so will – eine Parallele zu Richard Wagner. Cosima versuchte, Strauss als Dirigent für Bayreuth und für ihre Tochter Eva als Ehemann zu gewinnen, aber Strauss entzog sich durch den Weggang aus München. Wie Richard Wagner schrieb auch Strauss das Libretto selbst, aber nur ein einziges Mal – für seine erste Oper „Guntram“.

Drei renommierte Dresdner Künstler gestalteten den Nachmittag mit sichtlicher Freude am Thema: Ute Selbig, die überaus beliebte Solistin der Semperoper und sehr geschätzte Oratorien- und Liedsängerin, die die passenden Lieder zum vorgetragenen Text beitrug, Jobst Schneiderrat, Solorepetitor der Semperoper und Assistent der Bayreuther Festspiele, der die Lieder am Flügel begleitete und der Schauspieler Lars Jung vom Staatsschauspiel Dresden, der nach sehr umfangreichen Recherchen den hochinteressanten Text zusammengestellt hatte und mit ernster Miene, aber leichter Ironie vortrug.

Strauss hat die meisten Lieder für seine Frau Pauline geschrieben, denn ihre „Stimme war wie Musik in“ seinen „Ohren“. Die Lieder sind anspruchsvoll, herausfordernd und schwierig zu singen. Sein Sohn Franz bemerkte einmal, dass, wenn der Ehekrach am heftigsten war, Strauss danach die schönsten Lieder komponierte. Trotzdem schien die Ehe glücklich gewesen zu sein. Sie währte 56 Jahre. Noch als alter Mann schrieb Strauss zärtliche Liebesbriefe an seine Frau.

Ute Selbig sang die, passend zum Vortragstext aus den unterschiedlichen Lebensabschnitten und kompositorischen Schaffensperioden ausgewählten Strauss-Lieder: „Rote Rosen“, „Die erwachte Rose“, „Begegnung“, „Muttertändelei“, „Du meines Herzens Krönelein“ und „Ich wollt ein Sträußlein binden“ sehr differenziert, mit feinstem Pianissimo, aber auch kraftvollem Forte, ausdrucksstark und verinnerlicht, mit sehr guter Artikulation und, wenn es dem Inhalt des Liedes entsprach, auch augenzwinkernd, mit ein wenig schelmischem Ausdruck. Mit ihrem vollendeten und immer wieder berührenden Liedgesang, ihrem Charme und ihrer Liebenswürdigkeit erreichte und berührte sie das überaus zahlreich erschienene Publikum. Mit besonderer Innigkeit sang sie Strauss‘ (aller-)letztes Lied „Malven“, das er noch nach den „Vier letzten Liedern“ komponierte und Maria Jeritza widmete, die die Uraufführung der „Ägyptischen Helena“ sang.

Sehr einfühlsam mitgestaltend, mit wohlklingendem, dem Raum angepassten Anschlag begleitete Jobst Schneiderrat die Lieder am Flügel.

Lars Jung „kratzte“ mit seinen kurzweiligen Ausführungen ein wenig am „Glorienschein“, der zu Gedenktagen gern über ein Künstlerleben ausgebreitet wird. Er brachte viel Neues, Details und Episoden, die selbst Kennern und Liebhabern und erst recht der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt waren. Bei seinem ausgiebigen Quellenstudium hatte er viel „Brisantes“ und oft unbeachtete Zusammenhänge entdeckt, die von großem Interesse sind und dazu beitragen, das Leben dieses bedeutenden Tonschöpfers noch besser zu verstehen, auch bezüglich seines Verhaltens im „Dritten Reich“.

In seinem, kurzweiligen, von verstecktem Humor durchzogenen, Ausführungen, fernab trockener Wissenschaftichkeit, betonte Jung – oft mit ironischem Unterton – die menschliche Seite in Strauss‘ Privatleben, brachte viel Persönliches, Kurioses und Originelles, aber auch die scheinbaren Widersprüche zwischen seinem Leben in der Öffentlichkeit und seiner individueller Persönlichkeit.

In seinem „Streifzug“ durch das äußerlich relativ ruhige, in der Realität aber schon durch äußere Einflüsse bewegte, Leben von Richard Strauss, erinnerte er daran, dass auch ein „Glückskind“ und bedeutende Künstlerpersönlichkeit nicht in Frieden leben kann, wenn es die Zeitumstände nicht gestatten, wobei Strauss in seinem Leben auch immer wieder Glück hatte.

Den berührenden Abschluss dieses anregenden literarisch-musikalischen Nachmittags bildete das Lied „Allerseelen“, gesungen von Ute Selbig mit schöner Stimme, verhaltener Leidenschaft und feinem Piano und ergänzt von Lars Jung mit den seinerzeit anlässlich der Beisetzung der Urne von Richard Strauss auf dem Garmischer Friedhof gesprochenen Worten: „Strauss ist in die Ewigkeit eingegangen, seine Musik in die Unsterblichkeit“.

Ingrid Gerk

 

 

 

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