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GRAFENEGG: ZWEIMAL GERGIEV AN EINEM TAG

Gastspiel des Mariinsky-Orchesters Sankt Petersburg

11.09.2018 | Konzert/Liederabende


Copyright: Robert Quitta

GRAFENEGG: Gastspiel des Mariinsky-Orchesters Sankt Petersburg unter Valery Gergiev am 9. 9. 2018 um 11 h und um 19 h

Bei strahlendem Sommerwetter ging das heurige Grafenegg-Festival mit einem Doppelgastspiel des Orchesters des Mariinsky-Theaters aus Sankt Petersburg unter seinem allmächtigen Chef Valery Gergiev zu Ende. Dass Gergiev, der (neben Barenboim) stakhanovistischste aller Dirigenten zwei Konzerte an einem Tag dirigiert, ist an und für sich noch nichts Besonderes (manchmal sind es sogar drei, oder zwei Konzerte und eine Oper). Das Besondere an diesem langenTag war die Programmierung: sie bestand ausschließlich aus Ballettmusiken.

Bei der „Matinee“ am Vormittag gab es im Auditorium Stravinskys „Petruschka“ und eine vom Meister selbst zusammengebastelte „Nussknacker“-Suite zu hören. Am Abend dann, unter dem Wolkenturm, zum offiziellen Ausklang mit vielen Promis aus Wirtschaft und Politik, Prokovjevs „Romeo und Julia“ sowie wieder eine Gergiev’sche Fassung, diesmal aus den „Schwanensee“ – Highlights.

Dem nicht genug, beschenkte uns der offenbar noch immer nicht ansatzweise ermüdete Maestro mit zwei sehr langen Zugaben: aus „L’Après-midi d’un Faune“ sowie aus dem „Feuervogel“.

Wie man sieht: ein in seiner Monothematik und Stringenz äußert ungewöhnlicher und spezieller Marathon-Konzertsonntag..

Der nicht nur schöne und beglückende Musik bot, sondern auch erstaunliche Erkenntnisse: denn da man bei Ballett-Abenden naturgemäß seine Aufmerksamkeit auf die Tänzer/innen gerichtet hält, entgehen einem dadurch wiederum jede Menge Details der Partituren, insbesondere, was die Instrumentation betrifft. Diese konnte man hier in einer so klaren Weise wahrnehmen, als ob man diese Kompositionen noch nie gehört hätte.Dieser Vorgang war so faszinierend und absorbierend, dass man dabei fast vergass, ob der russische Musikzar diesmal mit bloßen Händen oder mit seinem berühmt-berüchtigten Zahnstocher-Dirigentenstab den Takt angab..

VIelleicht sollten Musikverein oder Konzerthaus einmal einen reinen Ballettmusik-Zyklus auflegen.

Das könnte zu weiteren weitreichenden Erkenntnissen führen…

 

Robert Quitta, Grafenegg

 

 

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