Götzens bei Innsbruck : „Die Schöpfung“ – Meisterkonzert auf dem Lande 6.5.2018
Seit nunmehr 20 Jahren ist die „Akademie St. Blasius“ (ASB) aus dem Tiroler Kulturleben nicht mehr wegzudenken. 1998 vom Initiator und Gründungsmitglied Karlheinz Siessl ins Leben gerufen lädt die ASB „aufgeschlossene Hörer ein, sich auf die Suche nach Neuem zu begeben“. Der musikalische Spagat reicht von Raritäten aus der Klassik bis hin zu aktuellen Kompositionen, viele davon eigens von der ASB in Auftrag gegeben. Ein Stamm von erfahrenen, freischaffenden, z. T. international wirkenden Musikern wird ergänzt durch junge Musiker, die sich noch im Studium befinden oder dieses unlängst abgeschlossen haben. Die Arbeit der Akademie St. Blasius ist bisher auf 35 CDs dokumentiert, regelmäßige Ö1-Hörer können sich immer wieder anhand von Ausstrahlungen von Konzertmitschnitten und CD-Präsentationen ein Bild vom hohen Niveau dieses engagierten Klangkörpers machen.
Zum 20. Jahresjubiläum der ASB wurde Joseph Haydns Meisterwerk „Die Schöpfung“ in der prachtvollen Pfarrkirche von Götzens (7 km südwestlich von Innsbruck, auf einem herrlichen Plateau gelegen), einer der schönsten Rokoko-Kirchen im süddeutsch-sprachigen Raum, auf Einladung der örtlichen Kulturvereinigung „cultura sacra“, dargeboten. Um es gleich vorwegzunehmen – die Wiedergabe durch das beherzt und klangvoll aufspielende Orchester, dem ausgewogenen, harmonisch klingenden Chor der Akademie und den vorzüglichen Gesangssolisten unter der überlegenen Leitung durch Karlheinz Siessl gestaltete sich zu einem Triumph für alle.
Mit besonderer Sorgfalt wurde das Solistentrio ausgewählt. Mit Susanne Langbein und Andreas Mattersberger konnten zwei absolute Publikumslieblinge des Tiroler Landestheaters gewonnen werden. Susanne Langbeins strahlender, glockenheller Jubelsopran sowie Andreas Mattersbergers in allen Lagen ausgewogener Prachtbass waren Idealbesetzungen für Gabriel und Raphael bzw. Eva und Adam. Die Überraschung, die Sensation des Abends war jedoch der erst 23jährige Tenor Patrik (so die Schreibweise im Programm) Reiter. Wieder ein Tiroler Sänger, dessen musikalische Wurzeln bei den famosen Wiltener Sängerknaben zu finden sind. Bereits mit 7 Jahren trat Patrik Reiter in „Carmen“ am TLT auf, es folgten dort weitere Rollen, besonders prägnant war sein Miles in „The turn of the screw“ (Regie Brigitte Fassbaender). Bei Frau KS Fassbaender im Südtiroler Eppan belegte er Meisterkurse, gegenwärtig wird er von Frau Prof. Michelle Breedt an der Hochschule für Musik und Theater in München betreut. Was für eine tolle Tenorstimme war da zu hören! Klare Diktion, edles, männlich-strahlendes Timbre und eine bereits makellose Technik. Absoluter Karriereverdacht!! Weitere solistisch auftretende Künstler waren Martha Senn, Lorenz Benedikt und Barbara Riccabona. Ihnen ein pauschales Lob.
Ein großartigeres Geburtstagsgeschenk hätte die Akademie St. Blasius sich und den in Beifallsstürmen ausbrechenden Besuchern nicht bescheren können. Auf noch viele, viele beglückende Konzerte mit diesem sympathischen, jungen Klangkörper und dessen leitender Seele – Karlheinz Siessl.
Dietmar Plattner