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GMUNDEN/MUSICAL FRÜHLING/STADTTHEATER: SAVING MOZART von Charli Engleton

13.05.2025 | Operette/Musical

GMUNDEN/MUSICAL FRÜHLING/STADTTHEATER: SAVING MOZART von Charli Engleton am 11.5. 2025 (letzte Vorstellung)

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Copyright: Grudi Gigler

Der Musical-Frühling in Gmunden feierte heuer sein 10jähriges Jubiläum. Gegründet von Markus Olzinger und Elisabeth Sikora weist er als Alleinstellungsmerkmal auf, dass ausschließlich österreichische oder deutschsprachige Erstaufführungen oder gar überhaupt Uraufführungen auf dem Programm stehen wie z.B: Blutsbrüder, Der geheime Garten, Sofies Welt, Jane Eyre, Doktor Schiwago, Vincent van Gogh, Die Frau in Weiß, Briefe von Ruth und Dear Evan Hansen. Und dieses Jahr eben – als Welturaufführung! – Saving Mozart von Charli Eglinton.

Im Vorfeld war viel die Rede davon gewesen, dass man hier einen neuen Blick auf Mozart zu Gesicht bekommen würde, mit besonderem Focus auf die Frauen in seinem Leben: Mutter, Schwester, Gattin. Diesbezüglich wurde man enttäuscht: im Prinzip sah man ein ganz normales Biopic mit Music, in dem Wolferls Lebensstationen brav abgehakt wurden wie in einem Wikipedia-Artikel. Als zeitgeistigen Aufputz bekam man dann schon noch ein paar spätfeministische Gemeinplätze vorgesetzt (als ob man in einer x-beliebigen Volksopernpremiere wäre), die da bekannterweise wären: diese drei Menschen mit Menstruationshintergrund und Uterus wären die eigentlichen Genies gewesen, wenn sie das phöse Patriarchat nicht gemeinerweise dran gehindert hätte. Nun, an derlei Blödsinn ist man ja mittlerweile gewöhnt und über den könnte man achselzuckend (net scho wieder !) hinweggehen. Wirklich schlimm ist allerdings, das Eglinton (die auch das Libretto geschrieben hat) nicht davor zurückscheut, Leopold Mozart und, was noch ärger ist, Antonio Salieri mit den üblichen und auch noch infamerweise dazuerfundenen Verleumdungen und Verdächtigungen zu dissen und zu mobben.

Eglintons Musik klingt zunächst so, als ob sie sich ein altes, übriggebliebenes Komponierprogramm von Sylvester Levay ausgeborgt hätte .In weiterer Folge entwickelt sie dann doch so etwas wie Eigenart und es gelingen ihr sogar einige Ohrwürmer.

Das Ensemble ist hervorragend. Denis Riffel ist am Anfang ein (in der „Amadeus“-Nachfolge) hyperaktives Springinkerl, findet aber im Laufe des Abends zu tragischer, echt berührender Größe.

Tamara Pascual (Nannerl) ist bühnenpräsent und stimmgewaltig – ein richtiges Energiebündel.

Yngve Gasoy-Romdal versucht verdientermaßen dem negativ klischierten Vater Leopold so etwas wie Würde zu bewahren.

Der Chef hat selbst inszeniert und auch das minimalistische, aber vielfältig verwendbare Bühnenbild gestaltet.

Wenn die Olzingers in, sagen wir Hellbrunn (wo ja gerade das Sound of Music Museum installiert wird) ein Theaterzelt hinstellen würden, könnten sie Saving Mozart (auf Englisch) noch mindestens 10 Jahre spielen.

Aber auch so: ad multos annos ! (Und: Vereinigte Bühnen, schämts Euch!)

Robert Quitta, Gmunden

 

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