GIUSEPPE VERDI: OUVERTÜREN und VORSPIELE – Philharmonia Zürich, FABIO LUISI; – philharmonia rec 2 CDs
Das Orchester des Opernhauses Zürich heißt des besseren Marketing wegen Philharmonia Zürich. Dessen Generalmusikdirektor ist seit 2012 Fabio Luisi und hat an der Limmat besonders mit erstklassigen Verdi-Aufführungen aufhorchen lassen (u.a. Don Carlo, Requiem, Rigoletto, Aida, Verdi-Gala). Diese Erfahrungen wollte der vielbeschäftigte Maestro mit ständigen Dirigierverpflichtungen in Dänemark, Florenz und Zürich nun auf Tonträger festgehalten wissen. Was schon vor ihm Karajan, Muti, Abbado, Sinopoli, Chailly und andere getan haben, soll auch gut für Fabio Luisi sein. Nämlich rein instrumentale Teile von Verdi-Opern, seien es nun Vorspiele, Sinfonias oder Bellettmusiken aus den Opern herauszulösen und als eigenständige symphonische Kunstwerke zu präsentieren. Von den 30 Opern Verdis hören wir nun im Eigenlabel des Philharmonia Zürich auf 2 CDs 18 solcher Kostproben. Allerdings ohne auf die Chronologie zu achten, beginnt doch die erste CD mit „La forza del destino“ und der letzte Track auf CD 2 ist der Sinfonia aus „Oberto“ gewidmet.
Als echte Raritäten erklingen die grosse sinfonische Fassung der „Aida“ Ouvertüre, die so nie auf der Bühne zu hören ist als auch die Ballettmusik zu „Don Carlo“, die man aber zumindest in Wien seit der Premiere der frz. Fassung kennen dürfte.
Dass Fabio Luisi über eine gehörige „Theaterpranke“ verfügt, weiß jeder, der ihn am Pult eines Opernhauses erleben durfte. Hier gelingen mit dem Klangkörper der Züricher Oper symphonische Studien, die den kompositorischen Weg und die Reifung Verdis von „Un Giorno di regno“ über „Luisa Miller“, „La battaglia di Legnano“, „Il Corsaro“ bis zu „La forza del destino“, „Un ballo in maschera“, „Stiffelio“ oder „La Traviata“ nachzeichnen. „I Vespri siciliani“, „I Masnadieri“, „Giovanna d‘Arco“, „Ernani“, „Jérusalem“ oder „Nabucco“ fehlen ebenso nicht auf der Liste.
Nichts klingt plakativ oder banal, Luisi unterliegt niemals der Versuchung des vulgären Krachenlassens oder des rhythmischen Leerlaufs. Luisi besitzt vielmehr ein untrügliches Gespür sowohl für die vielen kammermusikalischen intimen Momente, die Instrumentierungsfinessen als auch die orchestralen Psychologisierungsaspekte der großen Dramen. Im Endeffekt ist die Doppel-CD aber ein eindrucksvoller Leistungsnachweis der Orchester-Erziehungsarbeit, die Fabio Luisi in Zürich geleistet hat.
Dr. Ingobert Waltenberger