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GET OUT

05.05.2017 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPoster Get Out~1

Filmstart: 4. Mai 2017
GET OUT
USA / 2017
Drehbuch und Regie: Jordan Peele
Mit: Daniel Kaluuya, Allison Williams, Catherine Keener u.a.

Rose Armitage ist so hübsch und blond, Chris Washington, von Beruf Fotograf, ist so schwarz und kuschelig, eindeutig ein Paar, das sich mag – das ist doch heutzutage kein Problem mehr, oder? Dennoch, wenn Rose ihren Chris den Eltern vorstellen möchte, zitiert der Film „Get Out“ (eine Warnung, die der Held nicht berücksichtigt) geradezu die legendäre Situation von „Rat‘ mal, wer zum Essen kommt“. Man erinnert sich – damals, 1967 (also vor einem halben Jahrhundert!), wurde Spencer Tracy und Katherine Hepburn in Gestalt von Sidney Poitier ein schwarzer Schwiegersohn präsentiert, und das war eine bahnbrechende, die Öffentlichkeit erregende Geschichte, die Regisseur Stanley Kramer damals zeigte. Will man zeigen, wie viel sich seither geändert hat – oder nicht?

Jordan Peele, Drehbuchautor und Regisseur dieses Films, Sohn einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters, geht die Sache enorm raffiniert an. Man muss es zugeben: Man lässt sich von diesem Film aufs Glatteis führen, denn erst sieht es eben nur nach dem Ausloten eines vielleicht übertünchten Rassismus aus. Das hat auch komödiantische Elemente, und man ist ganz auf der Seite des vorzüglichen Hauptdarstellers Daniel Kaluuya, mit dessen Augen man alles erlebt, was da kommt…

Die Eltern sind scheinbar reizend, wenn die Psychiaterinnen-Mama auch etwas penetrant erscheint und der Bruder blöde Bemerkungen macht. Aber Chris ist einer jener „fortgeschrittenen“ Afroamerikaner, der mit dem alltäglichen Rassismus in den USA sehr souverän umgehen kann. Roses Familie hat auch schwarzes Personal, aus humanitären Gründen, wie sie sagen. Diese Dienerschaft ist (mit geradezu gefrorenem Grinsen) so überfreundlich, dass Chris misstrauisch wird. Und der Kinobesucher mit ihm. Da stimmt doch etwas nicht. Zumal, wenn er in den Gesellschaftskreis von Roses Leuten näher eingeführt wird.

Tatsächlich gerät man nach und nach in einen Horrorschocker, der es in sich hat und vor allem die amerikanische Kritik begeistert hat. Die Idee, dass weiße Fundamentalisten die Schwarzen in ihre alte Sklavenrolle zurückversetzen wollen, wird mit allen Mitteln des Krimis und der Spannung und des Schreckens durchgeführt. Mehr zu verraten, würde die Geschichte, die einige Pointen auch menschlich-gruseliger Art zu bieten hat, spoilen…

Am Ende liegen dann viele Ebenen der Interpretation über einander, und man bewundert die Raffinesse, mit der das im Kino derzeit besonders virulente Thema von Schwarz und Weiß in Amerika abgehandelt wird. Echte Horror-Schockeffekte inbegriffen.

Renate Wagner

 

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