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GERA/Theater-Philharmonie Altenburg/Gera: OEDIPE von George Enescu

19.05.2018 | Oper

Gera: OEDIPE von George Enescu   18.5.2018

Die Theater-Philharmonie Altenburg Gera bringt eine Rarität, George Enescus 1936 uraufgeführtes Opernhauptwerk „Oedipe“ zur  Aufführung. Dabei kann man es als grandioses Werk auf das Libretto von des Dichters Edmond Fleg über einen beherrschenden griechisch-antiken Mythos bezeichnen. Im Gegensatz zu dem öfter gespielten Oedipus Rex von Strawinsky, bei dem nur die zentrale Thebenhandlung dargestellt wird, unterbrochen von einem Sprecher, wird in Oedipe der gesamte Mythos auf der Bühne abgehandelt, was hier schon an Wagners ‚Ring‘ denken läßt.

Es beginnt mit mit der Vorgeschichte in Theben, wo evident wird, daß Laios und Iocaste aufgrund eines Orakelspruchs gar keinen Sohn hätten zeugen dürfen, da Laios sich an einem geraubten Knaben vergangen hatte. Dessen Konsequenz, die Geburt mit dem neuen Orakel über Ödipus, wird in einer großen Hofszene vorgeführt. Danach geht es mit dem Sophokles-Drama weiter, aber daran wird noch das späte Drama ‚Ödipus auf Colonos‘ verhandelt, wo Ödipus nach seinen Irrungen mit Antigone in Athen ankommt, dort von seinem, Nachfolger Kreon gestellt wird, sich aber weigert, erneut König in Theben zu werden. Unter dem Schutz von Theseus in Athen wird er in einem Hain von den Eumeniden gesühnt aufwärts zum Himmel gehoben.

Besonders in den Zwischenmusiken entfaltet sich hie und da eine stupende Wagner-Nähe. Auch kann man besonders bei Ödipus mehr von Gesängen als von Arien reden. Weiter gelingen Enescu prägnante Naturschilderungen, die sich  auf seine rumänische Heimat inden Vorkarpaten beziehen. Dramatische Zuspitzungen gelingen oft schlagend. Unter dem GMD Laurent Wagner bietet sich eine tolle Wiedergabe mit den Philharmonikern, die einen klangevollen Orchestersound generieren.Auch der mit Chorgästen verstärkte Opern-, Kinder- und Jugendchor hat vielfältige Aufgaben,die er glänzend ausdrucksstark bewältigt.

Die Inszenierung von Kay Kunze läßt erfrischendes sehr personenbewegtes Theater erkennen. Dabei gibt es viele Bühnenbilder von denen einige auch mit abstrakten Holzgebilden, die dem Mythos verhaftet erscheinen, bestückt sind. Auch die unterschiedlichen Spielebenen , besonders bei den Massenszenen sind originär konzipiert (Bühne & Kostüme: Duncan Hayler). Letztere inspirieren sich  an der Antike allgemein und sind bei den SeherInnen  Theiresias  und Antigone phantasievoll  drapiert.Oft ist die Bühne in bläulich ‚mythisches‘ Licht getaucht. Bei den Kampfszenen beginnt es wild zu flackern.

Ein sehr gutes Ensemble steht zur Verfügung. Dan Laios  gibt baritonal Timo Rößner, die Iocaste mit dramatischem Applomb Béela Müller. Eine ganz große Leistung zeigt beider Sohn, Sebastien Soulès, der sich in alle Höhen freisingt, angenehm timbriert ist und kräftig dramatisch durchphrasiert, dabei auch sprunghaft wie ein Tiger agiert und bis zur Selbstblendung immense Energie versprüht. Johannes Beck ist Kreon, ein charakteristischer Nutznießer der Macht. Den Theiresias singt mit voluminösem Organ Kai Wefer, den Hirten mit kantigem Tenor Frank Ernst. In den Nebenrollen ergänzen Ulrich Burdack /Hohepriester, Bote, Christel Loetzsch (Merope, Sphinx), Miriam Zubieta mit sehr gefälligem Sopran als Antigone, Alejandro Larraga  Schleske (Theseus) und Pihla Terttunen als Thebanerin.                                                         

Friedeon Rosén

 

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