GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: NEUN DEUTSCHE ARIEN – Fritz Spengler; klanglogo CD – Ein junger Countertenor aus Passau lässt aufhorchen
Veröffentlichung: 26.5.2017
Zur Abwechslung werden die berühmten Neun Deutschen Arien von Händel nicht einem Sopran, sondern einem veritablen Counter mit breit und sämig strömender Mittellage anvertraut. Eine kluge Entscheidung, denn der dem Ensemble des Theaters in Trier angehörige Fritz Spengler ist hochmusikalisch, temperamentvoll im Vortrag und verfügt über ein unverwechselbares Timbre. Mit eher instrumental geführtem Tenor interpretiert er diese von Duktus und Stil her durch und durch italienischen Gesänge auf deutsche Verse von Brockes Gedichtzyklus „Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- undMoralischen Gedichten“, 1724 in Hamburg publiziert. Lediglich bei jubelnden, rasch verzierten Passagen etwa in der Arie „Meine Seele hört im Sehen“ gelangt Spengler an Grenzen. Da trödelt er bisweilen ein wenig hinter dem Orchester her und manche Koloratur wird hart angesetzt. Ansonsten bietet die CD ungetrübtes Hörvergnügen und die Begegnung mit einer neuen Stimme, die man sich wohl merken müssen wird.
Die CD wird ergänzt durch Johann Heinrich Schmelzers Ballettmusik „Musikalische Fechtschul‘ und vier Neue Arien von Adam Krieger. Das Ensemble ContraPunkt_us unter der musikalischen Leitung von Christian Voß (er spielt auch die Barockvioline und die Viola d‘amore) begleitet animiert und spielt das tonmalerische aus der Wiener Faschingstradition stammende sechsteilige Fechtstück mit großer Eloquenz. Am Ende ertönt die Arie des Baders, der sich der Verletzten annimmt. Damals war eben ein Barbier auch gleichzeitig Arzt wie weiland Händels Vater Georg in Halle. Die vier Lieder des in Dresden engagierten Adam Krieger – zwei der Arien „Ein Freund, ein Trunk, ein Lieb, ein Sprung“ und „Wer freudig ist, auch gerne küsst“ sind Weltersteinspielungen – erheitern als studentische Possen. Klassische Musik darf ja ruhig einmal witzig und unbeschwert daherkommen.
Dr. Ingobert Waltenberger