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GENF/ Grand Théâtre Genève: LES INDES GALANTES von Jean Philippe Rameau

Triste Exotik

14.12.2019 | Oper

Jean-Philippe Rameau: Les Indes galantes, Grand Théâtre Genève, Vorstellung: 15.12.2019

 (2. Vorstellung seit der Premiere am 13.12.2019)

Triste Exotik

Nach der Wiedereröffnung im Februar dieses Jahres ist das Grand Théâtre in Genf zu neuen Ufern aufgebrochen: seit dem Sommer ist nun Aviel Cahn Intendant.

Für seine erste Saison hat Cahn „Oser l’espoir“, „die Hoffnung wagen“, als Motto gewählt. Nach dem Einstieg mit der Moderne, Glass „Einstein on the Beach“, klassischer italienischer Oper, Verdis „Aida“, hatte nun nach Monteverdis „L’Orfeo“ mit „Les Indes Galantes“ von Jean-Philipp Rameau bereits die zweite Barock-Oper ihre Premiere. Bis zum Ende der Saison stehen noch interessante Raritäten wie Meyerbeers „Les Huguenots“ oder Messiaens „Saint François d’Assise“ auf dem Spielplan.

Regisseurin Lydia Steier hat sich für ihre Inszenierung von Heike Scheele (Bühnenbild) ein Einheits-Bühnenbild schaffen lassen: ein zerstörtes, leerstehendes Theater. Im Prolog feiern die Anhänger der Göttin Hebe, für die Jugend zuständig, als ausgelaugte Balletttruppe eine schlaffe Orgie, bis sie von den Soldaten Bellones, der Göttin des Kriegs, gekleidet in eindeutige schwarze Uniformen mit Stahlhelm, unterbrochen werden. Auch wenn sich die Handlung in den vier Entrées in „exotische“ Gegenden der Welt verlagert, bleibt der triste Eindruck erhalten. Die Spitalbetten und anderen Versatzstücke, mit denen Steier arbeitet, ändern daran nichts. Das Einheitsbühnenbild ermöglicht einerseits eine genaue Zeichnung der Figuren, sorgt aber auch für eine gewisse Langeweile und Tristesse. Dies und der exzessive Gebrauch von Tonkonserven angreifender Flieger und von Maschinengewehrfeuer mögen zu den nach der Pause deutlich sichtbar gelichteten Reihen beigetragen haben. Die Choreographie des Ballet du Grand Théâtre de Genève von Balletdirektor Demis Volpi hat in ihrer kühlen, distanzierten Art sicher ihren Teil dazu beigesteuert.

Bildergebnis für geneve les indes galantes
Foto: Grand Théâtre Génève / Magali Dougados

Rameaus Meisterwerk ist bei in grosser Besetzung angetretenen Cappella Mediterranea unter Leonardo García Alarcón in besten Händen. Hier wird ausgesprochen farbig, rhythmisch präzise und stimmungsvoll musiziert.

Ähnlich wie bei der Uraufführung übernehmen die Sänger jeweils mehrere Partien. Kristina Mkhitaryans Sopran (Hébé / Émilie / Zima) wird am dem Fort unangenehm scharf. Renato Dolcini (Bellone / Osman / Adario) überzeugt mit hervorragend fokussiertem Bariton und grosser Bühnenpräsenz. In den weiteren Rollen sind Roberta Mameli (Amour / Zaïre), Claire de Sévigné (Phani) und Amina Edris (Fatime) sowie Gianluca Buratto (Ali), Anicio Zorzi Giustiniani (Don Carlos / Damon), François Lis (Huascar / Don Alvaro) und Cyril Auvity (Valère / Tacmas) zu erleben.

In jedem Fall ein lohnender Ausflug!

Weitere Aufführungen: 17 · 19 · 21 · 23 · 27 Dezember 2019 — 19 h 30

29 Dezember 2019 — 15 h

17.12.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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