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GENF/ Grand Théâtre de Gèneve, LE MÉDÈCIN MALGRÉ LUI von Charles Gounod

11.04.2016 | Oper

Grand Théâtre de Gèneve, Le médecin malgré lui von Charles Gounod am 10.4.16

genf
Copyright: Carole Parodi

 Charles Gounod ist für seine dramatischen und sehr ernsten Opern wie Faust, Mireille und Roméo et Juliette bekannt, also eher für die Grand opera und nicht wirklich für die Opera comique. Und doch gibt es sie, eine Opera buffa von diesem Komponisten; Den meisten ist sie unbekannt, gehört hat sie vorher kaum jemand und für diejenigen die sie gehört haben ist sie eine tolle Entdeckung.

 1858 kam im Théâtre Lyrique in Paris seine dreiaktige Opéra comique „Le médecin malgré lui“ heraus, die Barbier-Carré nach Molières „Der Arzt widder Willen“ librettierte und Gunod die Musik geschrieben hatte. Das Werk besteht aus dem fast naturgetreuen Text von Molière und aus einer sehr ansprechenden Musik, aus der man zeitweise den dramatischen Komponisten heraushören konnte. Es wurden Töne angespielt, die man aus seinen musikalisch schweren und bekannteren Werken wiedererkennte.

 Laurent Pelly hatte eine schlüssige Regie geschaffen und vollbrachte damit den Spagat zwischen anspruchsvoll gesprochenem Text, einer satten Musik und einer schlüssigen wie witzigen Abfolge dieser komödiantischen Geschichte. Das Bühnenbild von Chantal Thomas war gefällig, modern gehalten und die Köstüme von Laurent Pelly und Jean-Jacques Delmotte entsprachen der heutigen Neuzeit.

 Die Sängerinnen und Sänger boten eine absolute Sonderleistung. Sie sangen hervorragend, spielten perfekt und zeichneten eine absolut grandiose Ensembleleistung, gepaart mit viel Witz und Spass. Allen voran Boris Grappe als Sganarelle der den vermeintlichen Arzt mit viel Charme, Enthusiasmus und schauspielerischen Können verkörperte und zudem mit seinem gut geführten Bariton bestach.

 Ahlima Mhamdi spielte die resolute und geplagte Frau die so manche harte Schläge von ihrem Mann Sganarelle einstecken musste. Sie überzeugte durch eine jugendlich frische Stimme welche den Dialog und das Schauspiel bestens beherrschte.

 Lucinde, die Taube Tochter des reichen Geronte, um die sich eigentlich die ganze Geschichte drehte und welche der falsche Arzt, nämlich Sganarelle zum sprechen bringen sollte, wurde von Clémence Tilquin kurlig und widerstrebend wiedergegeben.

 Léandre (Stanislas de Barbeyrac) geliebter der Lucinde, verfügte über einen leichten und schmachtenden Tenor und wirkte gewollt tollpatschig auf der Bühne.

 Franck Leguérinel spielte einen mürrischen Vater der seine Tochter am liebsten wieder verstummen liesse, nachdem sie doch erst die Sprache wieder gefunden hatte, so sehr nervten ihn die Vorwürfe an seine Adresse seines widerspenstigen Mädchens.

 Jacqueline (Doris Lamprecht), die vollbusige Kinderfrau der Lucinde war ein Energiebündel die sich nicht alles sagen, denn geschweige gefallen lies, obwohl sie den Avancen des Doktor Sganarelle nicht ganz abgeneigt war. Ihr Mezzo war gut geführt hat aber an Glanz verloren und wirkte oftmals spröde und matt.

 Musikalisch bewegte sich diese Opera comique auf hohem Niveau. Der Maestro Sébastien Rouland verlieh ihr viel Opulenz und Souplesse und lies eine witzige und inspirierende Musik aufblühen. Das bestens vorbereitete Orchester begleitete die Sänger hervorragend. Ebenso war der Chor durch Alan Woodbridge bestens vorbereitet und spielte wie auch singte auf ganz hohem Niveau. Ein gelungener Abend welcher vom Publikum wohlverdient begeistert bejubelt wurde.

Marcello Paolino

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