Fedora am Grand Théâtre de Genève, Dernière vom 22.12.2024
Roberto Alagna und Alexandra Kurzak. Copyright: Carole Parodi
Die Oper Genf bringt eine triumphale Fedora auf die Bühne. Nicht nur wegen der tollen Musik, der süffigen Inszenierung und den tollen Sängern, sondern auch wegen seinem eleganten Bühnenbild und hervorragenden Kostümen. Eine Sternstunde des Versimo der ganz besonderen Art.
Die Oper Fedora von Umberto Giordano ist ein faszinierendes Werk und eine schöne Oper, besonders, wenn man das italienische Verismo liebt. Sie gehört zwar nicht zu den bekanntesten Opern des Repertoires, aber sie hat ihre besondere Faszination. Die Musik ist reich an Emotionen und Leidenschaft. Besonders die Arie „Amor ti vieta“ für die Tenorstimme ist ein Highlight und ein absoluter Favorit im Opernrepertoire. Fedora bietet eine packende, dramatische Geschichte mit Intrigen, Verrat und tragischer Liebe – typische Zutaten für eine Verismo-Oper. Sie hat eine intensive, oft düstere Atmosphäre, die durch die Musik wunderbar unterstützt wird. Sie spiegelt den Zeitgeist ihrer Entstehungszeit wider, mit einer starken Betonung auf menschliche Emotionen und Konflikte. Die Rollen, insbesondere die der Fedora (Sopran) und des Loris (Tenor), erfordern hochkarätige Stimmen und Schauspieler, was die Aufführungen besonders beeindruckend macht.
Der Regisseur Arnaud Bernard und sein Ausstatter Johannes Leiacker verlegen die Handlung in eine Welt der Neureichen, die vom russischen Geheimdienst ausspioniert werden. So wird denn auch bereits die noch vor dem ersten Ton deftig ausgespielte Sexszene der Affäre von Fedoras Verlobtem mit Loris Frau in einer Art rotlichtigem Edelbordell von einer Videokamera aufgezeichnet und live in die Kommandozentrale der grauen Männer eines düsteren Systems überspielt. Alles wird überwacht und dokumentiert. Dieser Prolog der viel zum Verständnis der Handlung beiträgt ist gut gemacht und voller Spannung.
Alexandra Kurzak und Roberto Alagna. Copyright: Carole Parodi
Aleksandra Kurzak ist eine herausragende Opernsängerin. Sie verfügt über eine beeindruckende stimmliche Flexibilität, die es ihr ermöglicht, die Rolle der Fedora sowohl lyrische als auch dramatisch zu singen. Ihr aussergewöhnliches musikalisches Talent wird durch ihre Bühnenpräsenz und ihre Fähigkeit, Emotionen authentisch zu vermitteln, ergänzt. Sie brilliert als Fedora und berührt durch ihre tiefgründige Rollendarstellung. Ihr Debut ist mehr als nur gelungen.
Zusammen mit ihrem Ehemann Roberto Alagna bilden die zwei ein Traumpaar der Oper. Ihre musikalische Chemie ist aussergewöhnlich, und ihre Auftritte sind von einzigartiger Intensität und Harmonie geprägt. So begeistert auch er als Loris. Alagna verfügt über eine warme, flexible und strahlkräftige Stimme. Er ist ein grossartiger Sänger und auch ein überzeugender Schauspieler, was ihn besonders für diese anspruchsvolle Opernrolle geeignet macht.
Die beiden Opernstars werden von einem hervorragenden Ensemble ergänzt. De Siriex, ein Diplomat Simone Del Savio, Gretch, ein Polizeiinspektor Mark Kurmanbayev, Countess Olga Sukarev Yuliia Zasimova, Boleslao Lazinski, ein Pianist Jean-Paul Pruna, Loreck, ein Pfleger Sebastiá Peris, Cirillo, a coachman Vladimir Kazakov, Baron Rouvel Louis Zaitoun, Boroff, ein Arzt Igor Gnidii, Sergio, ein Bediensteter Georgi Sredkov, Nicola, ein Bediensteter Rodrigo Garcia, Dimitri, eine Bedienstete Céline Kot, Désiré, ein Bediensteter David Webb, Der junge Savoyarde Laura Popa-Oprea.
Die musikalische Leitung obliegt dem feinfühligen Maestro Antonino Fogliani der das bestens disponierte Orchestre de la Suisse Romande glänzend führt. Seine musikalische Präzision und sein Gespür für die stilistischen Feinheiten der Partitur machen Fedora besonders hörenswert und insbesondere seine Fähigkeit, Orchester und Sänger in einer klaren, harmonischen Weise zu führen sind faszinierend.
Auch der Chor der Opera de Genève ist glänzend aufgestellt und trägt viel zum gelungen Abend bei.
Das Publikum würdigt diese Aufführung mit stehend Ovationen und nicht enden wollenden Applaus. Ein wahrlich toller Opernabend.
Marcel Emil Burkhardt