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GENF: A MIDSUMMER NIGHT'S DREAM. Erste Aufführung nach der Premiere

25.11.2015 | Oper

A Midsummer Night’s Dream, Genfer Oper am 22.11.15 Erste Aufführung nach der Premiere

http://www.geneveopera.ch/galeries_presse/fichiers/AMidsummerNightsDream_c_CaroleParodi_16.jpg

Er sieht aus wie ein Gnom, dieser Puck (Anna Thalbach, die Tochter von Katharina Thalbach), die sich das ganze Stück hindurch athletisch durch die Luft und über die unwegsame Bühne schlängelt. Shakespeares Mitternachtstraum hat Katharina Thalbach die Britten-Vertonung des Stücks als Vorweihnachtspremiere an die Genfer Oper gebracht. Inszeniert wurden die teils magischen als auch frivolen Bilder von Ezio Toffolutti. Das Bühnenbild ist ein riesiger nackter Frauenkörper bei welcher die Vagina über dem Orchester thront und direkt in den Zuschauerraum ragt. Puck geht dort ein und aus als wäre es die Eingangstüre des eigenen Hauses. Die Elfen sind vollkostümierte Büsche die mit vielen Blättern drapiert sind und immer wieder die Vagina mit ihrem rauschenden Blätterwald umrahmen.

Im Interview sagt Katharina Thalbach, dass die Natur die Hauptrolle in diesem Stück spielt. Es handelt sich dabei um eine sehr lebendige Natur. Jedes Blatt, jeder Ast, jede Blume hat etwas zu sagen. Die Handlung findet ja in einem Wald statt, die man durch die Musik von Britten so richtig zu spüren bekommt. Sobald man in den Wald eindringt kommt man in eine imaginäre Traumwelt.

Das Ergebnis sind mysteriöse, fantasievolle Bilder, die sich mit ihrem märchenhaften Charme durch allzu lose, oberflächliche Szenen hindurchziehen. Wahrhaft fesseln konnte die Inszenierung nicht wirklich.

Das Orchester konzentriert sich unter der Leitung von Steven Sloane auf die irdischen burlesken Liebesszenen und verleiht damit Brittens Sommernachtstraum das gewisse Etwas, das das Stück ausmacht. Das elektrisierende Knistern, das magische Raunen, die irrealen Schattierungen und die bizarren Farben dieser brillanten Partitur. Er musiziert fantasievoll und zuweilen sehr raffiniert.

Christopher Lowrey überzeugt als Oberon. Der Countertenor mit nuancenreichem, geschmeidigem Gesang vermochte zu betören und die schwierigen Phrasen wahrhaft zum Tragen bringen.

Bernarda Bobro überzeugt als Tatyana mit hingebungsvollen Gesang, einfühlsamen Piani und glatten Höhen. Stephanie Lauricella ist eine Hermia mit perlendem Sopran, Mary Feminear eine Helena mit mädchenhaftem Charisma. Dana Beth Miller gab eine Hippolyta mit dunklem Timbre. Brandon Cedel einen glaubhaften Theseus. Shawn Mathey glänzte als Lycander, Stephan Genz mit ausdrucksvollem Bariton als Demetrius. Alexey Tikhomirov überzeugte als Bottom und Jérémie Brocard als Snug.

Bis in die kleinste Partie gefielen die weiteren Darsteller. Auch der homogene Knabenchor gefiel und wurde hervorragend vorbereitet. Ein Britten Abend der szenisch eher eine Geschmacksache bleibt dafür aber durch meisterhafte Einzelleistungen überzeugt.

Marcel Paolino

 

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