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GENÈVE/Opera: LE RETOUR D’ULYSSE IN PATRIA von Claudio Monteverdi

07.03.2023 | Oper international

Le Retour d’Ulysse, Claudio Monteverdi Opera de Genève vom 5.3.2023

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Mark Padmore in der Titelrolle. Foto: Magali Dougados

Ein wunderbarer sängerischer Triumpf!

Mit „Il ritorno d’Ulisse in patria“ hat Claudio Monteverdi eine Oper über die Standhaftigkeit der Liebe geschrieben – und über das Warten. Das war im Jahr 1640 als dieses Werk in Venedig uraufgeführt wurde. 

20 Jahre muss Penelope auf der Insel Ithaka warten, ehe ihr Gatte Odysseus vom Trojanischen Krieg heimkehrt. Immer wieder wird sie durch Freier bedrängt. Letzendlich gibt die Verlassene nach und verspricht sich dem Mann, der Odysseus‘ Bogen spannen kann. Alle Freier scheitern, bis ein Greis die Aufgabe mühelos bewältigt und die Männer tötet. Es ist Odysseus selbst, der in seiner Verkleidung von Penelope aber nicht erkannt wird. Erst als der Fremde die gewebte Decke des Ehebetts beschreibt, fällt es ihr wie Schuppen von den Augen.

Die gesamte Handlung findet in einem Einheitsbühnenbild statt, nämlich in einem fast leeren Wartesaal eines Flughafens, bei dem Penelope weinend auf die Rückkehr Ulisses wartet. 

Der Ort hätte nicht geeigneter sein können als in einer Flughafenhalle, denn hier wird gewartet, gereist und Abschied genommen. 

Auf der Gepäcksabfertigung rollen die Attribute des Krieges zu Troja an. Das sind der goldene Apfel, welcher Aphrodite bekam und damit den trojanischen Krieg auslöste, das Auge des Zyklopen «Polyphem» und der Kopf vom trojanischden Pferdes. Alles Mitbringsel von Ulysses Rückreise. 

Die Realisierung (Regie und Bühnenbild) wurde durch FC Bergman ermöglicht. Die belgische Theatergruppe besteht aus sechs Schauspielern/Theatermachern/Künstlern: Stef Aerts, Joé Agemans, Bart Hollanders, Matteo Simoni, Thomas Verstraeten und Marie Vinck. Zusammen haben sie eine ganz eigene theatrale Sprache entwickelt, die anarchisch und leicht chaotisch, vor allem aber visuell und poetisch ist. 

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Minerva (Giuseppina Bridelli). Bild von Magali Dougados

Grossartig, wie Sara Mingardo mit einer angespannten Körpersprache den inneren Kampf Penelopes veranschulicht, wie sie ihre tiefe Altstimme erst kühl und nüchtern, im Erkennen dann warm und weich werden lässt. Mark Padmore als Ulisse verströmt mit seinem satten, wandlungsfähigen Tenor all die Kraft und Ausstrahlung, über die ein Mann seines Formats selbst in Bettlergestalt verfügt. Unter den vielen erstklassig besetzten Gesangspartien stechen besonders Elena Zilio mit dunklem Mezzosopran als erschüttert ergriffene Amme Ericlea hervor. Julieth Lozano als Dienerin Melanto versprüht mit ihrem strahlenden Sopran agile Lebensfreude, vereint sich willig mit dem durchdringenden Tenor von Omar Mancini als Eurimaco zu schmelzenden Liebesduetten.

 Das Ensemble wird hervorragend ergänzt von Jorge Navarro Colorado als Telemaco, Mark Milhofer als Eumete, Guiseppina Bridelli als Guinone/Fortuna/Minerva, Jérome Varnier als Nettuno, Denzil Delaere als Giove, Sahy Ratia als Anfinomo, Vince Yi als Pisandro und William Meinert als Antinoo/Tempo. 

Im Graben spielt das Ensemble Europa Galante unter der profunden Leitung von Fabio Biondi, klanglich intensiv und leuchtkräftig. 1990 gründete er das Ensemble welches heute grossen Ruhm erlangt hat und zu den bedutensten Barockorchestern der Welt gehört. 

Marcel Emil Burkhardt 

 

 

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