Premiere Roberto Devereux am Grand Théâtre de Genève vom 31.05.2024
Edgardo Rocha, Elsa Dreisig. Foto: Douglas Magali
Nach Anna Bolena (Saison 21/22) und Maria Stuarda (Saison 22/23) präsentieren die Regisseurin Mariame Clément und die Bühnenbildnerin Julia Hansen mit Roberto Devereux die Dritte und letzte Oper der Tudor-Trilogie von Gaetano Donizetti, mit der sie ins England des 16. Jahrhunderts eintauchen, und deren Dreh- und Angelpunkt das Leben von Königin Elisabeth I. ist. Zum Abschluss der Saison 23/24 am Grand Théâtre de Genève wird schliesslich die gesamte Trilogie als Zyklus wiederaufgenommen.
«Roberto Devereux“ ist eine Oper von Gaetano Donizetti, die zwischen Liebe und Intrigen spielt. Sie ist Teil von Donizettis sogenannter „Tudor-Trilogie“, die sich mit dem Leben britischer Monarchen beschäftigt. Die Handlung dreht sich um die historischen Ereignisse um Königin Elisabeth I. von England und ihren Liebhaber, den Earl of Essex, Robert Devereux.
Die Oper thematisiert die dramatische Liebesgeschichte zwischen Devereux und Elisabeth, die von politischen Intrigen und Machtkämpfen überschattet wird. Devereux gerät in Konflikt mit der Königin und ihren Beratern, was zu einem tragischen Ende führt.
Sie ist bekannt für seine emotionalen Arien und duftenden Ensembles, die die Spannungen zwischen den Charakteren zum Ausdruck bringen. Die Musik von Donizetti unterstützt die intensive Dramatik der Handlung und verleiht dem Werk eine besondere Tiefe.
Insgesamt ist „Roberto Devereux“ ein fesselndes Drama, das die Zuschauer mit seiner Mischung aus Leidenschaft, Politik und Intrigen fesselt.
Die Inszenierung ist geschickt aufgebaut und reflektiert die damalige Zeit sehr eindrücklich, zudem differenziert sie die Visualisierung der Bilder vielschichtig. Als einzige Figur ist Elisabetta nach ihrem historischen Vorbild angezogen und geschminkt. In Rot gelockter Perücke, ein Erkennungszeichen der Monarchin, deren hoher Haaransatz an die späten Jahre der Herrscherin erinnert. Ein Herbstwald verdeutlicht, wie lange die besten Jahre der Königin seit langer Zeit vorbei sind.
Sie ist die einzig nachgebildete Renaissance-Figur und sie scheint somit wie aus einer anderen Welt zu kommen. Hinzu kommt der bestürzend berührend gespielte Altersunterschied zu ihrem Liebhaber Roberto Devereux.
Gesanglich ist die Besetzung auf hohem Niveau, wenn auch die Elsa Dreisig für diese Rolle sehr jung angesetzt ist und sie doch einige merkliche Defizite für diese sehr schwierige Partie aufbringt.
Der Trick ist, diese unfassbar schwierige Musik zu singen, ohne sie so klingen zu lassen. In den ersten beiden Akten schien es, als müsste Elsa Dreisig sich die hohen Töne erarbeiten. Ihre Stimme hat nicht die richtige Grösse für die Rolle. Sie ist jedoch eine kluge Sängerin und verfolgt viele Phrasen in langen Pianissimo-Bögen. Ihre Bruststimme ist nicht so wirkungsvoll und ihre Spitzentöne sind scharf aber gut platziert. Elsa Dreisig überzeugt nicht emotional, sogar die berührende Schlussszene wirkt mit ihr eher unterkühlt.
Stephanie d’Oustrac, Elsa Dreisig. Foto: Douglas Magali
In der Rolle ihrer Rivalin, Sara, ist die hervorragende Mezzosopranistin Stéphanie d’Oustrac. Sie liess diese hin- und hergerissene Figur so real wie möglich aussehen und war klanglich hinreissend. Die Titelrolle ist mit Edgardo Rocha besetzt, der ein grossartiger Sänger ist. Seine Duette mit beiden Frauen waren schön und die Schlussszene, seiner grossen Arie am Ende der Oper waren für ihn gar nicht anstrengend, sie erwiesen sich als Belcanto-Meisterstücke. Nicola Alaimo als Lord Duc de Nottingham, als Saras eifersüchtiger Ehemann, war bei guter Verfassung, stimmlich wie darstellerisch.
Hervorragend ergänzt wird das Ensemble von Lord Cecil Luca Bernard, Sir Gualtiero Raleigh William Meinert und ein Page Ena Pancrac.
Der Chor war einmal mehr hervorragend und konnte sich bei dieser Produktion voll und ganz entfalten. Das Regieteam gab dem Chor seinen gebührenden Platz in dieser Inszenierung und dieser konnte sich von seiner besten Seite zeigen.
Stefano Montanari dirigiert diese schwere Partie mit viel Verve und Feinfühligkeit. Bunt ist die Palette seiner musikalischen Farben und er nuancieren mit viel Talent. Das gut vorbereitete Orchestre de la Suisse Romande vermag zu begeistern durch ihrem farbenprächtigen Klang und der hervorragend subtil eingesetzten Instrumentalisierung.
Das Publikum war begeistert und feierte diese Premiere mit vielen Ovationen.
Marcel Emil Burkhardt