Gedanken zur Kunst- und Theaterszene, aber auch zum Opernball: Eiskalt im Opernhaus
Von Charme ist in den Wiener Theater-, Musiktheaterbetrieben auf und rund um die Bühnen in diesen Tagen und schon längere Zeit kaum etwas zu merken. In einer weltweiten Umfrage als ‚unfreundlichste Stadt‘ tituliert zu werden ist natürlich reinste Manipulation. Doch Manipulation ist auch im heute so unermüdlich zitierten Wort ‚Kunst‘ versteckt. Kunsthändler manipulieren um mit ihrer Reklame höhere, weit überhöhte Preise zu erzielen. Bildende Künstler müssen im heutigen Überangebot an mäßigen Arbeiten mit kärglichen künstlerischen Aussagen manipulieren. In Opern-, Theaterinszenierungen wird fast nur mehr auf frostig-modisch manipuliert. Und das Überangebot an hier sehr gut ausgebildeten Jungmusikern …. sie müssen wohl resignieren? Besser sie suchen ihr Glück im jeweiligen Heimatland. Eigentlich, wenn man so bei den führenden Positionen im hiesigen Kulturleben herum schaut: Die Wiener scheinen hier im geistigen Underground verschwunden zu sein. Nur der Bürgermeister ist noch nicht durch einen Brünner oder Berliner ersetzt worden.
Unsensibel inszeniertes Schönsein wird uns in den Boulevardzeitungen mit der Vorberichterstattung zum Wiener Opernball vorgeführt. Doch wenn wir an Wien(senior)star ‚Mörtel‘ Lugner und an seinen heurigen Hollywood(alt)star Jane Fonda denken so ist es trotz aufgesetzter strahlender Mienen ein eiskaltes Geschäft. Eiskalt sind die Praktiken der kaltblütigen US-Agenten schon immer gewesen. Lugner offenbart mit größter Freude andauernd seine stets neuen Probleme beim Engagement von Fonda – nein, seine Damen bleiben völlig unpersönlich, die sie vermarktende Agentur ist der Geschäftspartner. Und so ziemlich gekühlt geht es nicht nur im Kunstgeschäft sondern auch in der heimischen Kulturpolitik unter den jeweiligen kalten Farben zu.
Geld wird vom Opernhaus verlangt. Förderungen sind erwünscht, Gelder ( = dazu ist der Opernball heute wohl ja da). Doch auch zur Unterstützung für die Initiative ‚Österreich hilft Österreich‘ wird diesmal geworben. Die malerische Vorlage für das heurige Opernballplakat des Malers Georg Baselitz wird nun mit einem Rufpreis von 150.000 Euro bei einer Online Charity Auktion des Wiener Dorotheums als Lot Nr.1 bis 22. Februar angeboten. „Wienmusik“ ist das Werk betitelt, zeigt eigenartigerweise zwei nach oben gestreckte Baselitz-Haxerln (oder doch graphische Notation?) in der durch Jahre altbekannten Baselitz-Manier. Doch fragen wir lieber nicht nach Kunstgriffen, Winkelzügen, fragen wir lieber: Gelingen den Kreativen, gelingen den heutigen Kunstschaffenden große Opernwerke, bleibende Inszenierungen, berauschende Symphonie? Es ist Manipulationszeit … somit auch eine schwere Zeit für die seriöse Kreativszene.
Meinhard Rüdenauer