16.07. 2024 Oper Burg Gars : „L`ELISIR D`AMORE“
Matteo Ivan Rasic (Nemorino. )Copyight: Alexander Ch. Wulz
Leider hatte weder der „Bordeaux“ des Dulcamara, noch der süffige Kamptaler Wein „aufschiebende Wirkung“ – nämlich in Bezug auf das Wetter, das unbarmherzig zu Beginn des 2. Aktes die Himmelsschleusen öffnete, wo alle noch tapfer weitermachten! Als es aber bereits ziemlich nahe donnerte und blitzte, musste Intendant Clemens Unterreiner nach dem „Venti scudi“ Duett die „Zielflagge“ schwenken und den wunderbaren Abend – zu Recht – abbrechen. Warum man aber – im Bewusstsein , daß da etwas anrückt , und wie ich es des Öfteren schon erlebt hatte – nicht die Pause verkürzte oder ganz ausfallen ließ, entzieht sich meiner Kenntnis. 15 oder 25 Minuten mehr, da wär man schon fast am Ende gewesen – aber da hätte die Gastronomie wohl Umsatzeinbußen gehabt…..
Nun man hatte aber bereits einen – sehr positiven – Gesamteindruck gewinnen können, und man darf dem Neointendanten gratulieren: ein rundum gelungenes „Gesamtpaket“ einer, wie er launisch aber durchaus fundiert anpries, „perfekten Sommeroper“ ( Keine Toten – gutes Getränk – am Ende siegt die Liebe) wurde geliefert, der Produktion des Vorjahres (Aida) um Klassen überlegen!
Mit einfachen Bühnenelementen (Walter Vogelweider) und sehr geschmackvollen, ideenreichen Kostümen ( Laura Magde Hörmann) wurde ein gut geeigneter Rahmen geschaffen, wo Carolin Pienkos und Cornelius Obonya ( Regie) dem Librettisten weitgehendst folgten, und mit wirklich lustigen und nie übertriebenen Einfällen mit Stil ergänzten – Bravi! Sie müssen wirklich gut gearbeitet haben, denn neben den Solisten war auch der Chor (sängerisch exzellent! Chorleitung Michal Juraszek) perfekt als einzelne Figuren charakterisiert – eine wahre Freude! Dazu kam ein hervorragendes Orchester, das auf die Tempi des Dirigenten wunderbar einging – speziell der Aktschluß war ein fein gewobenes Belcanto-Fest wie bei Freiluftaufführungen selten erlebt. Levente Török am Pult ist ein wahrer Glücksfall, der Donizetti „atmet“ und vor allem auch weitergeben kann: mit sparsamen, aber effizienten Gesten, wo sich auch die Solisten hörbar sicher fühlen konnten. Als „Zugabe“ begleitete er auch die Secco-Rezitative selber- ein junger Mann im Stile der großen, alten „Maestri concertatori“! Auch die Besetzung war bestens gewählt, beginnend mit der jungen Martha Matscheko, die in den wenigen Solo-Passagen ( ihre Szene mit Nemorino fiel ja leider schon ins Wasser) mit einem interessant timbrierten Mezzo aufhorchen ließ. Der Belcore von Orhan Yildiz gefiel durch sein Auftreten und dezent komisches Spiel ebenso, wie er stimmlich mit seinem gut sitzenden Bariton gefallen konnte. Als Dulcamara trumpfte Paolo Rumetz gehörig auf und demonstrierte wie man Belcanto-Bufforollen anlegen muss, bewahrte sich seine „agilitá“ in den perlenden Ketten seiner Auftrittsarie. Im der Barcarole zu Begin des zweiten Aktes legte er zusammen mit der gewinnenden Adina der Maria Nazarova ein Kabinettstückchen hin. Diese bezauberte durch ihre Natürlichkeit und Herzensgüte trotz der – vorgetäuschten kapriziösen Kühle – schade ihren klaren, für die Partie perfekten Sopran nicht im „Prendi per me, sei libero“ gehört zu haben. Gleiches gilt für „una furtiva lagrima“: Matteo Ivan Rasic w a r Nemorino – der schüchterne, sympathische junge Mann! Der Tiroler mit kroatischen Wurzeln ist noch keine 25 Jahre alt, und begeisterte mit einem mediterranen Timbre von außergewöhnlicher Schönheit. Er singt auch natürlich und mit Herz. Wenn er seine Gesangslinie noch ein wenig „verfeinert“ könnte er zu den Größten seines Faches aufschließen! Es sei ihm zu wünschen, daß er die richtigen Berater findet, und er nicht – in (un)bewährter Manier zu früh verheizt wird.
Nächtes Jahr gibt’s „La Traviata“ – aber mein Tip: unbedingt nach Gars zum „Liebestrank“ zu fahren, man versäumt wirklich etwas, wenn man dies nicht hört und sieht!
Michael Tanzler