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GARS/ Babenberger Burg: TOSCA (zweite Vorstellung)

Und es blitzten die Sterne

15.07.2018 | Oper

Burg Gars: TOSCA

UND ES BLITZTEN DIE STERNE:“TOSCA“ IN DER BABENBERGER BURG (14.7.2018)

Oper in Gars am Kamp bietet viele Positives: ein romantisches  Geschichts-Ambiente, den Verzicht auf Ton-Verstärkung; durch die „Seitenanordnung“ des Orchesters, Rücksichtnahme auf die vorwiegend jungen Sänger – heuer allen voran auf die junge  Sopranistin Lada Kyssy als Tosca, die der  musikalische Chef von „Oper Burg Gars“ Johannes Wildner  wohl in Erl gefunden hat;  dazu ein ambitioniertes  Orchester  in der Kategorie „20 plus“, ein engagierte Chor (Leitung Roger Diaz Cajamarca); wenn dann eine stimmungsvolle Inszenierung  von „Tosca“ von Giacomo Puccini durch Wolfgang Gratschmaier (Bühneninstallationen Asim Dzino/Kostüme Gerlinde Höglhammer) mit dem idealen Sommernachts-Wetter kombiniert wird, kommt man rasch ins Schwärmen. Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr der Transfer von der Engelsburg in Rom in die älteste Babenberger-Burg Österreichs (hier wurde Leopold III. geboren) gelungen ist. Von Akt zu Akt mehr löst sich die Inszenierung von der Konvention, die zuletzt etwa wieder in der Met dominiert hat-ganz zu schweigen von der museumsreifen Wallmann-Inszenierung der Wiener Staatsoper, die  heuer ganze 60 Jahre „am Buckel“ hat. Wolfgang Gratschmaier nützt die Naturkulisse ebenso wie originelle Neudeutungen: der Mesner – hervorragend Marcus Pelz -ist ein zynischer Spaßvogel, Sciarrone – mit schöner Bass-Stimme Ricardo Martinez Bojorquez – spuckt dem toten Scarpia ins Gesicht; und der ungarische Bariton Michele Kalmandy als machtgeiler Polizeipräsident  ist im Spiel wie in seinen virilen „Ausbrüchen“  wirklich großartig. Tosca muss auf seine Persönlichkeit – ambivalent – reagieren. Die Sängerin der Titelrolle Lada Kyssy (aus Kasachstan) gerät  zwar im 2.Akt   in der Folterszene an ihre Grenzen, aber ihre Liebestollheit im 1. und 3. Akt und vor allem das Gebet  der Tosca profitieren vom lyrischen Grundcharakter, mit dem sie die einstige Callas-Rolle ausstattet. Auch der Tenor – der Spanier Oscar Marin – benötigt eine gewisse Anlaufzeit, seine Stimme sitzt  zunächst noch zu sehr „im Hals“, die Höhen sind  eng und bemüht („la vita mi costasse“); aber spätestens mit der „Sternenarie“ bringt auch er das Publikum zum Bravo-Rufen. Hervorragend besetzt die kleineren Rollen: der Rumäne Vasile Chisiu fällt als Angelotti positiv auf; Benedikt Kobel (der frisch ernannte Kammersänger der Wiener Staatsoper) ist ein Luxus-Spoletta, Katharina Tschakert ist ein  exzellenter Hirtenjunge – in einem etwas kitschigen Engels-Kostüm (wir befinden uns ja in der Engels-Burg). Aber die wirkliche Sensation war die gelungene Raum-Auslastung; etwa wenn am Beginn des 3.Aktes die Morgendämmerung mit den Glocken Roms beschrieben wird. Da ertönen in Gars doch wahrlich die diversen Glocken-Klänge im digitalen Surround-Verfahren. Wer da keine Gänsehaut bekommt, der ist für die Gattung „Oper“ vermutlich verloren.

Nächstes Jahr (im 6. Sommer der Intendanz von Johannes Wildner) ist „Fidelio“ von Beethoven angesetzt. Man darf sich darauf freuen.

Peter Dusek

 

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