FRENCH TREASURES: ALEKSEY SEMENENKO, INNA FIRSOVA; Ars Production CD
Französische Musik für Violine und Klavier von Poulenc, Chausson, Debussy, Saint-Saens – ein gelungenes Debütalbum
In Klang gegossene französische Impressionen, das vermitteln der großartige in Odessa gebürtige Geiger Aleksey Semenenko und seine Klavierpartnerin Inna Firsova auf ihrer ersten gemeinsamen CD. Wer würde beim Anhören nicht sofort die Malerei und die wunderbar im Ungefähren verharrenden pastellfarbenen Darstellungen von Natur und Mensch eines Pissaro, Manet, Degas, Sisley, Cézanne, Renoir, Caillebotte oder einer Morisot vor Augen haben. Als tönendes Pendant sind zu Musik geronnene Huldigungen an den fragilen vergänglichen Augenblick zu erleben. Lassen Sie sich von diesen ganz in Stimmung und Gefühl badenden Klanggewebe wie von durchscheinender Gaze im Morgenlicht verführen.
Die vorliegende CD vereint die duftige Sonate für Violine und Klavier von Francis Poulenc mit Bearbeitungen diverser Musikstücke für Violine und Klavier. Da wären die vom Komponisten Ernest Chausson selbst hergestellte kammermusikalische Fassung des Poème für Violine und Orchester Op. 25. sowie zwei Klavierstücke von Claude Debussy, für Violine und Klavier arrangiert von Léon Roques („La plus que lente“. Valse pour piano“) und von Alexandre Roelens („Clair de lune“ aus der Suite „Bergamasque“ für Klavier) zu nennen. Das Album wartet des weiteren mit hinreissend am Herzschlag geatmeten, raffinierten Interpretationen der von Jascha Heifetz eingerichteten Version eines Auszugs aus dem Prélude zu „L‘Après-Midi d‘un Faune“ von Claude Debussy und die vom Geiger Eugène Ysaye arrangierte „Caprice d‘après l‘étude en forme de Valse Op. 52.6 auf.
Das feste Duo Semenenko/Firsova konzertiert diese Stücke mit somnambulem Einverständnis in einer trefflichen Abmischung aus romantischer und moderner, freier bis improvisatorisch anmutender Klangmalerei. Semenenkos Spiel ist schlank und fiebrig leuchtend. Auf Portamenti und ein leichtes Vibrato will aber auch diese slawische Musikerseele nicht ganz verzichten. Firsova trägt und stützt den üppigen Melodienreigen der Violine mit perkussiver Eleganz, aber auch in konzertierender Osmose vor allem dort, wo der Orchesterpart mit unverminderter Leuchtkraft von nur zwei Instrumenten in Töne übertragen werden muss. Technisch liegt keine Latte zu hoch für dieses Zaubergespann (Caprice von Saint-Saens!).
Die Klangschönheit der von Semenenko gespielten Stradivari-Geige aus dem Jahr 1699 ist ein weiteres Atout der insgesamt klangtechnisch bestechenden Aufnahme.
Dr. Ingobert Waltenberger