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FREIBERG: DER KONSUL von Giancarlo Menotti

21.04.2019 | Oper


Copyright: Jörg Metzner

Freiberg: DER KONSUL/Gian-Carlo Menotti  20.4.2019

Der „Konsul“ tritt in dieser ersten abendfüllenden Oper von Gian Carlo Menotti gar nicht auf. Er bleibt als großer Unbekannter unsichtbar, vielleicht gibt es ihn gar nicht, oder er ist mit dem Agent der Geheimpolizei identisch, der ja aus dessen Zimmer tritt, als Magda Sorel lange auf einen Termin bei ihm wartet.

In dem kleinen Barocktheater Freiberg wird diese beklemmende Oper gespielt, die Menotti in seiner 2.Heimat, den USA, geschrieben hat, und die 1950 mit großem Erfolg am Broadway in New York uraufgeführt wurde.

Nach eigenen Erfahrungen mit Leuten. die ein Einreisevisum für die USA anstrebten, konzipiert er diese Oper, ließ sie aber irgendwo in Europa nach dem 2.Weltkrieg spielen. Nach der Flucht ihres Mannes, der einer Widerstandsgruppe angehört, findet sich die Frau im Konsulat des Landes ein, dessen Grenze der Mann illegal überqueren will. Es haben sich schon andere AntagsstellerInnen eingefunden, alle mit künstlerischen Berufen, sowie eine Ärztin, die alle in derselben Angelegenheit, eines Einreisenvisums, bei der Sekretärin vorsprechen. Es dauert aber absurd lange. Jeden Tag sitzen die Fünf wieder da und scheinen in einem bürokratischen System verfangen. Die Frau wird von dem Geheimdienstoffizier überwacht und verhört, in dieser schlimmen  Situation überleben ihr Sohn und ihre Schwiegermutter nicht. Der Mann will zu ihr zurückkehren, die Frau möchte das über eine Brief, den sie einem Boten mitgibt, verhindern, da sie sich kurz vor dem Ziel wähnt.  Im Konsulat selbst wird John Sorel von dem Geheimdienstoffizier verhaftet. Magda sieht keinen Ausweg, als ich selbst zu töten. Die Telefonate ihres Mannes und der Sekretärin erreichen sie nicht mehr, während ihrer Vergiftung am Gasherd  erscheinen ihr noch einmal alle Figuren der Handlung  in einer Traumvision.

Die lebhafte Inszenierung von Ralf-Peter Schultze findet in einem Einheitsraum, dem Konsulatssekretariat, statt, dessen Rückwand voll mit Aktenordnern bestückt ist. Auf fünf Stühlen sitzen links die AntragsstellerInnen, rechts in einer erhöhten Position die Sekretärin an einem Tischchen, Das Bühnenbild ist grau gehalten, was die bedrückende Atmosphäre unterstreicht (Ausstattung: Tilo Staudte). Während die Antragstellerinnen in Kleidern nach der Mode der 30/40er Jahre erscheinen, tritt die Sekretärin in einem hellgrauen Hosenanzug auf. der Flieger John Sorel ist genregemäß in einem Lederoutfit gezeichnet. Der Geheimdienstoffizier tritt in schwerem schwarzen Mantel auf. 


Copyright: Jörg Metzner

Eine Stimme aus der Erinnerung singt Susanne Engelhardt. Den in Handwerkerklamotten auftretenden Boten Sorels Assan singt Ulrich Sattler mit markantem Bariton. Als Zauberer und Regisseur hat Johannes Pietzonka  einen großen Auftritt, den er tenoral in allen Lagen super ausreizt. Eine Italienerin mit flüssigem pointiertem Sopran ist Rea Alaburic, die bei Mr. Kofner (Peter Fabig)  bassalen Trost sucht. Die argentinische Tänzerin Anna Gomez  wird vom Sopran Lisa Schnejdar eindringlich verkörpert. Den Geheimdienstoffizier stellt Sergio Raonic Lukovic mit  sehr markantem Baß auf die Bretter. Die Sekretärin gestaltet mit flexibel gut sitzendem Mezzo Dimitra Kalaitzi-Tilikidou.Die Mutter gibt Karin Goltz mit warmen Alt. Den John singt  Andrii Chakov mit zugespitztem Bariton.

Leonora Weiß-del Rio ist die Magda, und ihr steht ein gut durchgebildeter jungdramatischer Sopran zur Verfügung, mit dem sie die mannigfachen Spektren dieser geschundenen Figur vielfarbig nachzeichnen kann.                     

Friedeon Rosén

 

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