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FREDEN/ Musiktage: KONZERT ARMIDA-Quartett /29. Internationale Fredener Musiktage

Streichquartettfest und Blechbläserglanz

21.07.2019 | Konzert/Liederabende

FREDEN: Streichquartettfest und Blechbläserglanz

  1. Internationale Fredener Musiktage: Konzert des Armida-Quartett, 21. Juli 2019

Das Motto der diesjährigen Internationalen Fredener Musiktage offenbart die beiden Schwerpunkte – Streichquartette und Musik für Blechbläser in den unterschiedlichsten Besetzungen. Wie in jedem Jahr hat das Kammermusikfestival im Niedersächsischen Freden einen Kompositionsauftrag vergeben. Der 1980 in Serbien geborene Marko Nikodijevič hat ein Streichquartett geschrieben, das vom Armida-Quartett uraufgeführt worden ist.

Es gehört zu den Traditionen des Festivals, ein Konzert nicht in der dörflichen Atmosphäre der Fredener Zehntscheune zu veranstalten, sondern im unweit gelegenen Fagus-Werk in Alfeld, dem frühen Werk von Bauhausgründer Walter Gropius, das 2011 zum 100. Jahrestag in das Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Die Atmosphäre dieses Industriebaus passt sehr gut als Rahmen für neue, experimentelle Musik. Marko Nikodijevič hat sich sehr genau mit der Geschichte und den besonderen Erfordernissen des Streichquartetts befasst, das ist hörbar, zumal es bereits sein zweites Werk für diese Gattung ist. Gleichzeitig beschreitet der Serbe überraschend neue Wege, die vor allem mit den Hörgewohnheiten des Publikums spielen. Eine ganze Reihe unerwarteter Momente sind in dieser Komposition, da scheint sich ein Schluss anzukündigen, wo längst noch keiner ist, und da, wo er ist, kommt er unvermittelt; der Komponist weitet die klanglichen Möglichkeiten der Instrumente erheblich aus, er arbeitet mit Formen aus ganz anderen musikalischen Genres, zum Beispiel dem Tango. Das alles tut er mit ausgesprochen ausgefeiltem handwerklichen Können. Das Armida-Quartett mit Martin Funda und Johanna Staemmler, Violine, Teresa Schwamm, Viola, sowie Peter-Philipp Staemmler, Violoncello, spielte das Stück mit Energie und Hingabe und ließ diese Festival-Uraufführung zu einem verdienten Erfolg werden.

Eingerahmt wurde die Uraufführung zu Beginn von Mozarts G-Dur-Quartett KV 387 und im zweiten Teil des Konzertes von Verdis e-Moll-Quartett. Mozarts Stück steht noch ganz im Zeichen der Streichquartette Haydns, die Konventionen der Zeit überwindende Harmonik weist zugleich auf die Zukunft voraus. Leicht und unbeschwert, klar und transparent brachte das Armida-Quartett dieses erste der sechs Haydn gewidmeten Quartett zum Klingen. Ein Werk ganz anderen Kalibers ist Verdis einziges Quartett. Der große Opernkomponist schrieb es in einer Situation des erzwungenen Wartens, vielleicht sogar aus einer Art Langeweile heraus, und war sich selbst offenbar nicht ganz klar, ob ihm diese aus seiner Sicht allzu deutsche Gattung überhaupt liegt. Das Ergebnis kann sich hören lassen, zweifelsohne. Natürlich kann der leidenschaftliche, pathetische Opern-Erschaffer auch in diesem seltenen Ausflug in die Kammermusik nicht leugnen, wo sein Herz als Komponist schlägt; dennoch ist ihm ein Stück gelungen, was die vier Stimmen auf sehr individuelle und ausgefeilte Art und Weise fordert und dem Wesen der Kammermusik absolut adäquat ist. Die Mitglieder des Armida-Quartetts spielten diesen Singulär unter den Streichquartetten mit dem Pathos, den er braucht, ohne dabei die Kontrolle über die vielen rhythmisch vertrackten Passagen zu verlieren. Eine virtuose Leistung, für die es im sehr gut besuchten Fagus-Werk viel begeisterten Beifall gab.

Die Streichquartett-Konzertreihe geht weiter mit Auftritten des Kuss-Quartetts am 23. Juli, auf dem Programm stehen Beethoven und Reimann, sowie am 27. Juli, da wird das Aris-Quartett Werke von Haydn, Mendelssohn Bartholdy und Brahms spielen.

Christian Schütte

 

 

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