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Franz Schubert: Klaviertrios D 898, D929; Nocturne D 897, harmonia mundi 2 CDs – Andreas Staier, Daniel Sepec, Roel Dieltiens

07.10.2016 | cd

Franz Schubert: Klaviertrios D 898, D929; Nocturne D 897, harmonia mundi 2 CDs – Andreas Staier, Daniel Sepec, Roel Dieltiens

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Die Klaviertrios von Schubert gehören mit zu den schönsten Eingebungen der gesamten klassischen Musik und es gibt davon unzählige Aufnahmen. Also eine überflüssige Neuerscheinung? Ganz und gar nicht. Schon allein das historische bzw. rekonstruierte Instrumentarium erlaubt facettenreiche Klangerlebnisse, wie sie bislang so nicht erlebbar waren. Vor allem das Hammerklavier von Christopher Clark, Donzy-le-National 1996 hat es mir angetan. Minutiös nach einem Instrument von Conrad Graf aus Wien 1827 nachgebaut, verfügt es einzigartigerweise über fünf Pedale: Fagott, Due corde, Moderator, Dämpferaufhebung und einen Janitscharenzug. Wer den dritten Satz des Es-Dur Trios D 929 hört, wird aus dem Staunen nicht herauskommen, wie Starpianist und Magier auf dem im Grunde licht klingenden Pianoforte, Andreas Staier, die variantenreiche Bandbreite der Pedale so einzusetzen vermag, dass man vermeint, einem Kammerorchester zu lauschen. Selbstverständlich die Janitscharen à la „Entführung aus dem Serail“ inbegriffen.

Auch Daniel Sepec, Konzertmeister der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, auf seiner Violine von Lorenzo Storioni (Cremona 1780) und Roel Dieltiens auf einem von Marten Cornelissen einer Stradivari nachempfundenen amerikanischen Cello vollbringen wahre Klangwunder.

Die großartige Formation spielt die Klaviertrios transparent, flüssig und mit dem richtigen Gefühl für Proportionen, ohne ihr oder das Geheimnis Schuberts preiszugeben. Wenige Rubati, dafür eine dynamische Stringenz sondergleichen zeigen einen universalen Komponisten auf der Höhe seiner Schaffenskraft. In den langsamen Sätzen und in der Nocturne sorgen der vibratoarme Ton und der herrlich akzentuierte Strich von Violine und Cello und das helle Perlen des Hammerklaviers für magische Momente, die so mystisch und weltabgewandt klingen wie die Atmosphäre auf dem Gemälde des Covers „Meeresküste im Mondschein“ von Carl Gustav Carus.

Staier, Sepec und Dieltiens musizieren voller Passion, diese Musik ist ihnen hörbar ein persönliches Anliegen jenseits von technischer Meisterschaft und experimenteller Klangsuche. Zugegeben, es gibt „wienerischere“ Interpretationen, kaum aber faszinierendere. Großartig, anhören!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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