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FRANZ SCHUBERT: FORELLENQUINTETT – Deutsche Grammophon CD Daniil Trifonov, Anne-Sophie Mutter, Hwayoon Lee, Maximilian Hornung, Roman Patkoló

07.11.2017 | cd

FRANZ SCHUBERT: FORELLENQUINTETT – Deutsche Grammophon CD

Daniil Trifonov, Anne-Sophie Mutter, Hwayoon Lee, Maximilian Hornung, Roman Patkoló

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Gott sei Dank ist die Musik besser als das Cover: Anne-Sophie Mutter liegt auf dem Bauch vor ihren ehemaligen Stipendiaten, daneben mimt der junge Trifonov mit aufgeschlagenem Hemdkragen den verschwitzten russischen Künstler. Die drei anderen stehen ganz in schwarz gewandet wie bestellt und nicht abgeholt an der Wand im Hintergrund. Außerdem was denkt sich die Marketingabteilung, nur die zwei „Stars“ der fünf gleichberechtigten Musiker – tja so funktioniert nun mal Kammermusik – hervorzuheben und die andern quasi im Kleingedruckten zu belassen.

Wie dem auch sei, das diesmal nicht von einer festen Formation im Juni 2017 im Festspielhaus Bade-Baden aufgenommene Schubert-Programm hat das bodenständige Klavierquintett in A-Dur=Forellenquintett zur Hauptattraktion. Geschrieben wurde dieses licht- und humorvolle, bisweilen durch unruhige Einschübe gewürzte  Werk im Auftrag des Cellisten Sylvester Paumgartner und dem fixen Wunsch nach einem Variationensatz über das Lied „Die Forelle“ sowie einer Besetzung ohne zweite Geige, dafür mit Kontrabass. Ob es sich um klingende autobiographische Reminiszenzen des 22- jährigen Schubert an die Sommeridylle 1819 in Steyr handelt, soll hier zweitrangig sein. 

Das hervorragend zusammengewürfelte Quintett Daniil Trifonov, Anne-Sophie Mutter, Hwayoon Lee, Maximilian Hornung, Roman Patkoló hat es offenbar geschafft, künstlerisch auf einen fruchtbaren Nenner zu kommen. Das zum Vorteil einer überaus hörenswerten Interpretation, die glücklicherweise ohne Vibrato auskommt. Wir können eine hoch energetische, passionierte Wiedergabe (großartig ausdrücklich Roman Patkoló auf dem Kontrabass) genießen, wobei freilich die technische Perfektion und die glockenspielreine Artikulation in den hohen Registern des Klavierspiels besonders beeindrucken. Alle fünf Musiker finden für jeden der fünf Sätze einen individuellen Zugang, und können hier ihr hohes Ausdrucksvermögen genuin unter Beweis stellen. 

Auf dem neuen Album gibt es außerdem Schuberts Klaviertrio in Es-Dur D 897 (Daniil Trifoniv, Anne-Sophie Mutter, Maximilian Hornung) sowie die Lieder „Ständchen“ und „Ave Maria“ in adaptierten Bearbeitungen für Violine und Klavier von Mischa Elman und Jascha Heifetz zu hören. Wie schön wären auch diese beiden Nummern geworden, hätte Anne-Sophie Mutter hier – wie beim Quintett – auf übertriebene Portamenti und hochromantisches Pathos verzichtet.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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