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Franz Lehar: DER GRAF VON LUXEMBURG

01.03.2017 | CD/DVD/BUCH/Apps, dvd

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Franz Lehar:
DER GRAF VON LUXEMBURG
Operettenfilm 1972

Arthaus Music DVD

Eberhard Wächter und Lilian Sukis charmieren als Traumpaar der Operette

Wer hätte das gedacht: Die Operette lebt. Zumindest auf Zelluloid. Und das dank einiger sorgfältig produzierter Fernsehproduktionen der 70-er Jahre, wie etwa Der Opernball, Die Zirkusprinzessin, Paganini, Zigeunerliebe, Die Dollarprinzessin oder eben des luxuriös besetzten Graf von Luxemburg in der mitreissenden Regie von Wolfgang Glück. Allesamt kürzlich erscheinen beim Label Arthaus music. Die Fernsehfassung hat kein geringerer als Hugo Wiener selbst eingerichtet.

Eine Salonoperette der Sonderklasse ist dieser Graf von Luxemburg geworden, die es nach der Uraufführung im Theater an der Wien unter der Leitung von Robert Stolz auf sage und schreibe 300 Aufführungen en suite brachte. Musikalisch lässt die Aufführung mit dem Symphonie Orchester Kurt Graunke München unter der beschwingt eleganten Stabführung von Walter Goldschmidt keine Wünsche offen. Die sehr wienerische Besetzung mit der litauischen Diva Lilian Sukis als I-Tüpferl bietet im Genre Operette alles, was großes romantisches Hollywood Kino konnte und kann. Die Liebesgeschichte samt Heiratssachen rund um das Paar René Graf von Luxemburg/ Angèle Didier und sein komisches Pendant Armand Brissard/ Juliette Vermont gaben sowohl dem reifen Lehar als auch der meisterlichen Regie genug Anlass, um Komik mit laszivem qui pro quo sowie Volksszenen à la Boheme mit einer eigentlich knallharten Story zum Thema Liebe und Moneten zu verbinden.

Eberhard Wächter als das holde Geschlecht umgarnender Lebemann und adeliger Titelheld ist die Rolle des Grafen von Luxemburg wie auf den Leib geschrieben. Einen erotisch betrörenderen und männlich ausdrucksstärkeren Sänger wie Wächter hat es wahrscheinlich sowieso nie auf der Opernbühne gegeben. Dazu noch mit einem Prachtkavaliersbariton gesegnet, den er leider nicht immer sonderlich gepflegt hat, ist Eberhard Wächter die Inkarnation eines Verführers. Da kann schon einmal eine Scheinehe gegen 100.000 Francs mit der Cabarettsängerin Angèle Didier zu einem Happy End kommen, der Gräfin Stasa Kokozow (köstlich Jane Tilden) sei Dank. Der in die Jahre gekommene Fürst Basil Basilowitsch mit Johannistrieben muss da trotz aller Intrigen und rechtlicher Finessen final das Nachsehen haben. Erich Kunz liefert hier eine seiner berühmten Charakterstudien, auch stimmlich wird er seinem Legendenstatus gerecht. In der Sopranhauptrolle glänzt die umwerfend gut aussehende Lilian Sukis. Silbrig leuchtet ihr Sopran, raffiniert changiert ihre Farbpalette zwischen Seide und Samt. Prächtig blühen die Höhen auf, in der Mittellage und der elegant eingebundenen Tiefe bietet Lukis alles an Zwischentönen und Nuancen wie einst nur die große Elisabeth Schwarzkopf das konnte. Schauspielerisch und als Persönlichkeit steht sie dem edlen Baron Wächter in nichts nach. Wie da zwei Luxuswesen einander bezirzen, gurren und umschmeicheln, Scheingefechte austragen und sich in die Arme sinken, lässt den Operettenhimmel im Morgenlicht erstrahlen.

Das „Buffopaar“ ist mit Peter Fröhlich und Helga Papouschek gut besetzt. Fröhlich vermittelt als aufstrebender Maler Armand Brissard aber wenig Montmartre-Flair, sondern wirkt eher wie ein wohlerzogener braver Döblingler. Als Notar Pélégrin liefert Kurt Sowinetz ein Kabinettstück, ebenso eindringlich agieren Georg Corten als Pawlowitch und Kurt Zips als Mentschikoff, ihrerseits Vasallen des Fürsten.

Die filmische Umsetzung ist gekonnt, viele Großaufnahmen der Protagonisten erinnern an die Ästhetik der 40-er Jahre. Bei der Ausstattung und den Kostümen lassen sich die mittlerweile kultigen 70-er Jahre nicht verleugnen. Das wirkt teils komisch, teils freaky oder einfach hyper-retro. Die belegten Brötchen des Atelierfestes von Armand Brissard sind genau so wenig Jahrhundertwende wie die schwarze strassbesetzte Robe von Angèle Didier bei ebendiesem Anlass. Die Kameraführung (Heinz Pehlke, Jürgen Jürges) lässt das gesamte Arsenal an Einstellungen auffahren, sie ist besonders in den kleinen Details präzise und damit den meisten heutigen Opernmitschnitten haushoch überlegen.

Fazit: Musikalisch die bislang unübertroffene Referenzaufnahme dieser schönen Lehar Operette, die in hochästhetischen Bildern für das Fernsehen adaptiert mit genialen Sänger- und Schauspielleistungen ein hohes Hör- und Sehvergnügen bereitet. Wer sich an der optisch leicht antiquierten Ausstattung nicht den Zahn ausbeisst, wird an dieser DVD seine große Freude finden.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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