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FRANZ GÜRTELSCHMIED: Mit Krenek als jugendlicher Tenorheld zum Sieg

27.10.2016 | Sänger

 

MIT KRENEK ALS JUGENDLICHER TENOR-HELD ZUM SIEGE: FRANZ GÜRTELSCHMIED ALS ALKIBIADES BEI DER NEUEN OPER WIEN.

INTERVIEW MIT PETER DUSEK (26.10.2016)

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Franz Gürtelschmied (hier mit Megan Kaths) in Kreneks „Pallas Athene weint“. Copyright: Armin Bardel/ Neue Oper Wien

Die Bühne gibt den Blick auf die zerstörte Säulen-Halle im Parlament frei. Pallas Athene weint über das Ende der Freiheit, den Untergang der Vernunft. Doch da betritt ein jugendlicher „Strahlemann“ die Bühne; Franz Gürtelschmied verkörpert als Alkibiades das „Prinzip Hoffnung“, seine gut sitzende Stimme mit dem „Stahlkern“ (Zitat Renate Wagner) legt den Grundstein für den großen Erfolg dieser Oper von Ernst Krenek aus den frühen 50er Jahren in der Regie von Christoph Zauner. Denn die Neue Oper Wien wagt sich an die erste szenische Aufführung in Österreich von „Pallas Athene weint“ im Wiener Museumsquartier. Und Franz Gürtelschmied trägt maßgeblich zum Erfolg der Produktion bei. Am darauffolgenden Nachmittag findet unser Interview in einem Wiener Studentencafé statt. Und Franz Gürtelschmied strahlt noch immer!

D: Gratulation! War das gestern der so oft beschworene „Durchbruch“?

G: Das müssen andere beurteilen. Für mich war es in jedem Fall eine wichtige Station – immerhin habe ich in Wien zum ersten Mal eine Oper übernommen. Ähnlich bedeutend wie die Teilnahme am „Young Singers Project“ vor 3 Jahren in Salzburg oder mein erster Barinkay im „Zigeunerbaron“ im Vorjahr in Langenlois.

D: Wie kommt man dann zu einer so anspruchsvollen Rolle in einer Krenek-Oper?

G: Durch den „Spürsinn“ von Walter Kobera. Er hat mich – glaube ich – in Langenlois gehört und mir vor einem halben Jahr den Alkibiades angeboten. Ich habe von Krenek nur den „Jonny spielt auf“ in der Staatsoper (mit dem ausgezeichneten Bo Skovhus) gekannt und habe mich sofort mit meiner Lehrerin Irina Gavrilovici beraten und sie hat mir geraten, zuzusagen.

D: Ist Frau Gavrilovici nicht auch die Lehrerin von Elina Garanca?

G: Ja, sie stammt aus Rumänien, lebt und unterrichtet in Wien und lernte Elina Garanca bei einem Sommerkurs in Riga kennen. Für mich ist Sie die wichtigste Bezugsperson in meiner bisherigen Sänger-Laufbahn. Ihre Empfehlungen sind  für mich ausschlaggebend!

D: Haben Sie noch andere Lehrer?

G: Nicht in punkto Gesangsausbildung. Ein wichtiger musikalischer Berater ist noch der Dirigent Ivan Parik  und dann hat mir auch Angela Zabrsa hinsichtlich Bühnenpräsenz und Körpereinsatz viel beigebracht.

D: Hatten Sie gestern Lampenfieber?

G: Im Grunde nicht. Ich habe 10 Stunden gut geschlafen und war zuletzt in freudiger Erwartung. Außerdem ging die Hauptprobe, bei der ich ausgesungen habe, wirklich gut…

D: Dann mögen Ihnen diese guten Nerven erhalten bleiben! Wie kamen Sie denn übrigens  auf die Idee, Opernsänger werden zu wollen?

G: Wie Sie wissen, bin ich in punkto Oper familiär vorbelastet. Mein Vater war Kritiker und später CD-Repräsentant für Österreich, meine Mutter war im Stadtschulrat für den Musikunterricht zuständig. Und schon mein Großvater war sehr häufig am Stehplatz anzutreffen…Ich wollte jedoch zunächst als Flötist durchstarten, das Singen war so gesehen 2.Wahl. Doch spätestens mit ersten Soloauftritten im Akademischen Gymnasium war mir klar, wohin ich tendiere!

D: Gab es ein Schlüssel-Erlebnis in der Staatsoper?

G: Vor allem Vorstellungen mit Placido Domingo, den ich als Siegmund, Parsifal sowie Cavaradossi erlebt habe.

D: Und wer ist ihr Tenor-Idol, wenn man die CD- und DVD-Vergangenheit mitberücksichtigt?

G: Da gibt es viele Namen von Giuseppe Di Stefano über Luciano Pavarotti bis Fritz Wunderlich. Aber an 1. Stelle steht ganz groß ein Name: Franco Corelli!

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Franz Gürtelschmied (hier mit Klemens Sander) in Kreneks „Pallas Athene weint“ in der Neuen Oper Wien. Foto: Armin Bardel

D: Welche Richtung wollen Sie einschlagen, welche Rollen haben schon „drauf“, wohin wollen Sie sich entwickeln?

G: Als nächste große Aufgabe steht der Tony in der „West Side Story“ im Juni 2017 in der Grazer Oper am Programm, fertig studiert habe ich aber auch den Tamino in der „Zauberflöte“, außerdem den Rodolfo in „La Bohéme“ (mit sicherem hohen C) und den Rigoletto-Herzog. Und in 10 Jahren könnte ich mir vorstellen, den Lohengrin oder Florestan zu übernehmen. Meine Lieblings-Komponisten heißen übrigens  Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagner.

D: Verraten Sie uns ein wenig über ihr Privatleben…? Sie haben eine Freundin, die ebenfalls eine Gesangsausbildung erhält?

G: Sie heißt Janine Hickl, ist eine österreichische Mezzosopranistin und will sich aufs Musical-Repertoire konzentrieren. Ansonsten betreibe ich viel Sport wie Joggen in Schönbrunn sowie Kraftsport im Fitness-Center. Skifahren wird mir allmählich zu gefährlich. Übrigens – ich lese gerne: Franz Werfel oder Joseph Roth und Philosophen wie Karl Jaspers. Meine TV-Spitzensendung ist „Willkommen Österreich“ mit Stermann und Grissemann. Auf Ö-1 lasse ich fast nie das Kultur-Quiz aus. Außerdem koche ich gerne: Schweinsbraten mit Rosmarin-Erdäpfeln ist mein Lieblingsrezept.

D: Wenn Sie nicht Oper hören, welche Musik lassen Sie zu?

G: Sie werden es nicht glauben, aber ich liebe Kammermusik wie sie in Lockenhaus betrieben wird. Ich war dort übrigens jahrelang  „Umblätterer vom Dienst“ und als „Beisitzer“ von Martha Argerich wirklich nervös, obwohl sie extrem nett war!

D: Wie geht’s weiter nach der Krenek-Oper?

G: Da gibt es diverse Advent-Konzerte, u.a. in Baden und eines für den Neuen Merker am 2.Dezember 2016 in der Gatterburggasse. Und zu Sylvester singe ich vor 3000 Personen in „Salut to Vienna“ in Miami. Das ist die Wiederholung  eines Johann-Strauss-Programmes, das es mit mir im Vorjahr in Toronto gab.

D: Dann kann man nur „Toi, toi, toi“ wünschen!

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Franz Guertelschmied. Foto: Armin Bardel

Website: www.guertelschmied.com

 

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