Oper Frankfurt: Recital Anna Caterina Antonacci 9.5.2017
Anna Caterina Antonacci. Copyright: Wolfgang Runkel
Bei einem vielleicht besser als Recital zu bezeichnenden Liederabend trat in der Oper Frankfurt die seit Jahrzehnten weltweit gefeierte italienische Sopranistin Anna Caterina Antonacci auf. In ihrer Karriere trat Antonacci bisher in fast allen wichtigen Rossini-Rollen auf, reussierte später in Donizetti Rollen, bei Gluck und Berlioz, also weitgehend französisches Repertoire, ihre letzten großen Auftritte hatte sie als La Juive unter A.Pappano in Covent Garden London, und Carmen unter Eliot Gardiner an der Pariser Opera Comique.
Bei ihrem Frankfurter Debut zeigte sich, daß sich ihr melodiös verspieltes Timbre seine Bonität bewahrt hat und besonders die Gewandheit und dabei große Ausdruckskraft der Stimme sich eher noch gesteigert haben. In Donald Sulzen hatte sie einen einfühlsamen Recital-Partner auf klaviertechnisch hohem Niveau, auf den sie sich jederzeit verlassen und konnte und der ihr seinerseits mit musikalisches Profil konterte.
Das 1. Stück ‚La Mort d’Ophelie‘ von Hector Berlioz stellte einen guten Einstieg in das sich im romanischen Sprachraum französischer, spanischer und italienischer Gesänge des 19. und 20.Jahrhunderts dar. Noch verinnerlichter und vergeistigter konnte Anna Caterina Antonacci Claude Debussys Chansons de Bilitis (‚Die Panflöte‘, , ‚Das Haar‘ und ‚Das Grab der Nymphe‘) , diese ganz impressionisstisch versponnenen Lieder auf Pierre Louys Gedichte gestalten. Mit Ottorino Respighi fand sich die Sängerin in ihrer Muttersprache auf heimischem Terrain, wo in Gedichten von Antonio Rubino ( ‚Wasser‘, ‚Dämmerung‘) und von Gabriele d’Annunzio ‚Über ein altes Lied‘ auf Naturphänomene in verschiedener Brechung eingegangen wird. Für das sich anschließende ‚Tramonto‘ (Sonnenuntergang) von Respighi für Mezzosop. und Streichquartett konnte das Frankfurter Hindemith-Quartett gewonnen werden, das den Text von Roberto Ascoli nach Percy B.Shelley wunderbar einfühlsam in seinen Streicherlinien begleitete. Antonacci gestaltete das tragische Gedicht wie sprechend und ausdrucksintensiv.
Nach der Pause gab es mit ‚La Fraicheur et le Feux‘ einen Francis-Poulenc-Block, den der Komponist selber als seinen besten Liedzyklus bezeichnete. Die Gedichte von Paul Eluard, in den es auch um eine mögliche Vereinigung von Frau und Mann geht, wurden im Vortrag Antonaccis und Sulzens sehr pointiert und zugespitzt interpretiert. Es schließt sich ein Maurice Ravel-Block mit fünf populären griechischen Melodien an, die auch die Liedqualität des zweiten großen Impressionisten unterstreichen. Mit ‚Venezia’/Venedig von Reynaldo Hahn endete das Recital, in dem er Texte Francesco dall’Ongaro’s in popluärem leicht operettenhaften Stil vertonte. Anna Caterina Antonacci scheint großen Spaß daran zu haben und bringt als Zugabe noch eine piece aus einer spanischen Zarzuela, bevor sie unter großem Applaus die Bühne verläßt.
Friedeon Rosén
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