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FRANKFURT: XERXES. Premiere

09.01.2017 | Oper

Frankfurt: Xerxes von G.F.Händel.  8.1.2017  Premiere

Bildergebnis für frankfurt xerxes
v.l.n.r. Tanja Ariane Baumgartner (Amastre), Elizabeth Sutphen (Romilda), Gaëlle Arquez (Xerxes), Brandon Cedel (Ariodate), Louise Alder (Atalanta) und Lawrence Zazzo (Arsamene), (c) Barbara Aumüller

In dem breitgefächerten Händel-Programm der Oper Frankfurt kommt jetzt auch zum 1. Mal „Xerxes“ heraus, den Händel nach einer persönlichen Krise in seiner Spätphase 1736 in London zur Aufführung brachte. Nach Erfolgsopern wie ‚Giulio Cesare‘ ging es Händel bei dieser Oper darum, ein ausgeweitetes, aber verwandtes Personengeflecht ohne große historisch politische Hintergründe, nämlich eine Eifersuchts-Story um den persischen Eroberer Xerxes auf seinem Feldzug gen Westen, die vor der Konfrontation mit den Griechen bei den Dardanellen zum Stillstand kommt, zu erzählen. Zuerst unter einem Platanenbaum sitzend und Händels berühmte Arie „Ombra  mai fu“ singend, verliebt er sich unsterblich in Romilda, Tochter des Ariodate, die aber seinen Bruder Arsamene liebt. Eine Verzögerung dieser Verbindung ausnützend, erklärt er Romilda seine Liebe. Da Romilda ablehnt, verbannt er Arsamene. Mittels einer Briefintrige versucht Atalante, Schwester Romildas, die ihrerseits Arsamene liebt, die beiden auseinanderzubringen. Durch eine Art Zufall, indem Xerxes verspricht, Romilda an einen Mann eines Hauses von hohem Geblüt zu vermählen, der natürlich er selber und nicht sein Bruder sein soll, gelingt es schließlich, die sich Liebenden zu vermählen. Als Trost bleibt  dem König seine alte Verlobte Amastre, die sich in Männerkleidern weiter am Hof aufgehalten hatte. Diese wollte ihn sonst erstechen. Händel gelingt in immer neuen Arien, die Gefühlsregungen dieser Clanbeteiligten subtil einzufangen und lange in der Schwebe zu halten, was innerhalb dreier Stunden auch von Nöten erscheint. Das ist zumeist Händelmusik vom Feinsten, und wahrscheinlich lag es an einer nicht adäquaten Inszenierung, dass die Oper nicht reüssieren konnte.

Das Orchester spielt sie hier in relativ großer Besetzung bei fast ganz hochgefahrenem Graben und durchgehend in einem dem Stück angemessenen historischen Klangbild, das sich immer auf beglückende Weise dem Gesangsstimmen anschmiegt. Auch kommt Bewegung insofern in den Graben, dass die Solobläser, auch Bockflöten und „Schalmeien“, manchmal denkt man sogar Geigen, immer wieder aufstehen, und so ihre Parts noch besser zu Gehör kommen. Die musikalische Leitung hat Constantinos Carydis übernommen, der wieder zeigt, wie man einen solchen Apparat in Bewegung setzen und zum anspruchsvollen Klingen bringen kann. Über weite Strecken ergibt sich ein schön filigranes Musizieren, das sogar in ironische Zwischentupfer ausarten kann.

Die Regie-Idee von Tilmann Köhler dazu beinhaltet, dieses Orchesteroval rundum zu bespielen und somit ein durchgestylt einheitliches Musiktheater zu creieren. Dies scheint für ein Liebes- und Eifersuchts-Kammerspiel angemessen. Eine dunkelblaue Wellblechwand schließt  als Halboval die Bühne nach hinten ab, hinter einem oben eingebauten Fenster stehen der leitmotivische Baum sowie wechselnde Personen, die gerade nicht auf der Bühne sind. Davor im viel längeren 1.Teil eine lange breite aufgedeckte Speisetafel, einige Sessel zum Daraufstellen und Umwerfen: das ist die Bühne von Karoly Risz. Auf der Wellblechwand und bei geschlossenem Vorhang erscheinen darauf Videos mit den zum Teil sehr vergrößerten ProtagonistInnen (Marlene Blumert). In vornehmen Festkostümen  (Susanne Uhl) sind die an der Liebesintrige Beteiligten gewandet. Romilda in einem roten,  Atalanta in einem weißen Minikleid mit Tutu-Unterrock, Xerxes und Amastre in dunkelgraublauen eleganten Chiffon-Anzügen.

Gaelle Arquez bringt einen drahtigen übermotiviert determinierten Xerxes als Hosenrolle auf die Bühne. Dabei setzt sie einen dramatisch glühenden Mezzosopran ein, und verlässt sich dabei nicht nur auf ihre Macht, um die Liebe Romildens (Elisabeth Sutphen mit reizendem  stilvoll eingesetztem berückend timbrierten Sopran) zu gewinnen. Manchmal denkt man, es könnte ihr gelingen. Aber der Bruder, Lawrence Zazzo, den die reziproke Liebe mit Romilda verbindet, ist auch ein starkes Kaliber, was sich bei ihm in großen Teilen auf seinen lieblich süßen, edlen Countertenor zurückführen läßt, weniger auf seine onkelhafte Ausstattung mit Hornbrille eund Trumpfrisur (scheint derzeit unerläßliches modisches Accessoire für Regisseure zu sein). Die Atalanta wird von Luise Alder als ganz adrette Person mit (Trotz)köpfchen dargestellt. Mit ihrem unschlagbaren Koloratursopran kann sie Gaelle Arquez und Elisabeth Sutphen Paroli bieten, wenn sie von letzterer auf dem Tisch auch mal ganz schön in die Mange genommen wird. Tanja Ariane Baumgartner verkörpert Amastre mit elegantem koloraturfähigem Mezzo. Einen ganz schlagkräftig tollen Baß stellt Brandon Cedel als Ariodate. Als sein Diener Elviro, ebenfalls Baß kommt Thomas Faulkner zum komplettierend leicht ironischen Zug.                                                              

Friedeon Rosén

 

 

 

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