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FRANKFURT: RIGOLETTO

04.03.2018 | Oper


Franco Vassallo (Rigoletto). Copyright: Barbara Aumüller

Frankfurt: „RIGOLETTO“

Besuchte Vorstellung am 04.03.2018

Wunder geschehen immer wieder – so auch heute zur Nachmittags-Vorstellung des „Rigoletto“ (Giuseppe Verdi) in der Oper Frankfurt zur zweitletzten Aufführung der ersten WA (Premiere März 2017). Hendrik Müller führte Regie und erzählte die Story um den missgestalteten Hofnarren am Hofe Mantuas spannend, flüssig in vortrefflicher Personenführung. Wenige überflüssige Verfremdungen nahm man hin im sonst bezwingend-psychologischen Spiel um die Protagonisten. Den Handlungs-Rahmen bildete eine gotische Palast-Kirchen-Konstruktion (Rifail Ajdarpasic) mit herab schwebenden Elementen (weißer Glaskasten für Gildas Heim – fahrbare Taverne Maddalenas etc.) variiert. Kostümierungen diverser Epochen ((Katharina Weissenborn) unterstrichen zudem den dramaturgischen Gehalt der szenischen Abläufe.

Der junge Italiener Simone Di Felice leitete das transparent, federnd leicht aufspielende Frankfurter Opern- und Museumsorchester und verhalf Verdis meisterhafter Dramaturgie der Kavatinen, Duette, Quartette und Ensembles zu akustisch elektrisierenden Szenenfolgen. Der umsichtige Kapellmeister am Hause engagiert, zelebrierte rasanten vortrefflichen Verdi-Sound zum Niederknien in wohlproportionierter Klangästhetik. Düstere Dramatik, mitreißende Dynamik, vortreffliche Balance zwischen den Instrumentalgruppen des bestens disponierten Orchesters verstand der smarte Maestro wohldosiert zu vermitteln, mit stets wachem Blicks zum Bühnengeschehen und zauberte Italiana allererster Güte.

So liebevoll orchestral eingebettet fühlten sich die Sanges-Solisten zu qualitativen Höchstleistungen animiert. Es war schon faszinierend den international gefeierten Bariton Franco Vasallo als Titelheld zu erleben, in expressiver Durchdringung gestaltete Vasallo die psychologisch-charakteristischen Facetten der unglücklichen, zerrissenen Vaterfigur auf beklemmende Weise. Vokal schöpfte der italienische Ausnahme-Sänger aus dem Vollen: sein ebenmäßig geführter, herrlich timbrierter Edel-Bariton bot Belcanto pur, gleichwohl während der dramatischen Ausbrüche mit enormem Höhenpotenzial, wie auch während der innigen Momente in prächtiger Legato-Kultur phrasiert.

Optisch wie vokal sehr präsent eroberte sich die amerikanische Sopranistin Sidney Mancasola die Gunst des Publikums und nahm mit effektvoller Ausdeutung der Gilda in jeder Hinsicht gefangen. Die besondere Qualität ihrer Stimme zeichnete sich durch besonders intensiv ausgesungene leuchtende Höhen, die Fähigkeit Piani legatoreich mit attraktivem Timbre in bester Verschmelzung zu paaren. Zur glanzvollen Vokalise gewann die junge Sängerin durch ihre anmutige, mädchenhaft-berührende Darstellung noch zusätzliche Sympathien.

Wegen grippalem Infekt musste Mario Chang passen und man konnte kurzfristig Francesco Demuro verpflichten. Der sardische Tenor avancierte inzwischen zum idealen Rollenvertreter des leichtlebigen Herzogs von Mantua und zwar zum Einen durch sein attraktives Erscheinungsbild, zum Anderen der herrlichen lyrischen Stimme wegen. Das virile Timbre war die Emphase pur, bebte geradezu vor Emotion und vermittelte in stilistischem Feinschliff den unwiderstehlichen Verführer. Reizvoll in zartem Schmelz gestaltete Demuro die alles überstrahlenden Höhenflüge der Arien sowie der Cabaletta und sang sich verdient in die Herzen der Zuhörer.

Dezent, jedoch bestimmt hielt Maddalena (Katharina Magiera) den schmachtenden Herzog in Schach und lieferte zur erotischen Erscheinung die verführerische Vokaltextur in warmen sinnlichen Mezzo-Alt-Couleurs von erlesener Schönheit.

Mit sonoren Basstönen verkörperte Magnús Baldvinsson den Monterone, Verschlagenheit mischte Daniel Miroslaw (Sparafucile) seinem hellen Bass bei. Die schöne schillernde Gräfin von Ceprano (Bianca Andrew) agierte blind mit Sonnenbrille und am Gehstock, sang im gleichen Outfit den Pagen. Dieser widersinnige Gag der Regie wie so manch anderer Fauxpas blieb dem Publikum unklar.

Darstellerisch sehr agil und vokal auf hohem Niveau präsentierte sich der Herrenchor der Oper (Timan Michael). Souverän und schönstimmig ergänzten Nina Tarandek (Giovanna), Iurii Samoilov (Marullo), Michael McCown (Borsa) und Iain MacNeil (Ceprano) das ausgezeichnete Ensemble. Acht Minuten Bravos und lautstarke Begeisterung für eine sensationelle Opernaufführung.

Gerhard Hoffmann

 

 

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