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FRANKFURT/ Opernhaus: WERTHER

23.01.2023 | Oper international

Frankfurt / Opernhaus: „WERTHER“ . Besuchte Vorstellung am 22.01.2023

cecelia hall (charlotte) sebastian geyer (albert) copyright barbara aumüller
Cecelia Hall (Charlotte), Sebastian Geyer (Albert). Copyright: Barbara Aumüller

Seit der Premiere anno 2006 besuchte ich seitdem alle WA des „Werther“ von Jules Massenet in der exzellenten Produktion von Willy Decker zur Ausstattung von Wolfgang Gussmann (Bühne + Kostüme) die szenische Leitung dieser hoffentlich nicht letzten  Übernahme-Serie seit dem 01. Januar 2023 übernahm Alan Barnes an der Oper Frankfurt. Im Laufe der Jahre durfte ich  hier vortreffliche Interpreten*innen erleben, so  auch heute einer der  wohl idealsten Titelhelden unserer Tage wie bereits mehrmals am Staatstheater Wiesbaden den rumänischen Tenor Ioan Hotea mit inzwischen internationalem Renommee.

Ob nun zur optischen Erscheinung, Ioan Hotea verkörperte den jungen unglücklich Verliebten optimal, schenkte der schwärmerischen Lichtgestalt des Werther nicht nur die unter die Haut gehenden darstellerischen Gefühlsskalen sondern setzte zudem eine Bandbreite  hinreißender vokal-emphatischer Attribute hinzu. Hotea sang die Partie in filigran feinsten Nuancen, hielt stets die Balance zwischen intensivem Ausdruck und wohldosierter Distanz, ließ sein lyrisches Timbre wunderbar strömen, schenkte den exponierten Höhen glanzvolles Strahlen, dem Mezza voce dennoch die kernige-maskuline Spannkraft, Legatissimo in innigem Schmelz erklangen die Piani. Die absolut hinreißende Interpretation wurde begeistert bejubelt.

Noble Eleganz schenkte Sebastian Geyer dem „Rivalen“ Albert, doch wirkte sein sonst weicher Bariton heute merklich matt oder war der bewährte Sänger nur indisponiert?

Cecelia Hall war die neue Besetzung der Charlotte, ihr warmes Mezzosopran-Timbre floss wunderschön strömend voller weicher Farben dahin, klang in allen Registern ausgewogen, blieb selbst während der dramatischen Ausbrüche angenehm wohlklingend. Zur bewundernswerten Vokalleistung profilierte sich die amerikanische Sängerin mit dezenter darstellerischer Präsenz.

Der quirligen Sophie schenkte Florina Ilie nicht nur die Aura mädchenhafter Anmut sondern auch eine Portion vokaler Süße gepaart mit silberhellen Soprantönungen.

Die Kinderschar des verwitweten Le Bailli (Franz Mayer) lenkte Alvaro Corral Matute wohldosiert in die Noel-Etüden. Jianhua Zhu verkörperte das Käthchen, tenoral sowie baritonal fügten sich stimmschön Andrew Bidlack (Schmidt), Iain MacNeil (Johann), Pere Llompart (Brühlmann) ins Ensemble.

Den typisch französischen Sound lieferte Elias Grandy am Pult des bestens disponierten Opern- und Museumsorchesters, vereinte filigrane Akkorde, herbsüße Klänge des Saxophons mit dominanten dramatischen Klangfarben, verlieh der Partitur realistische Dimensionen dank subtiler instrumentaler Kombinationen und unterstrich das tragische Bühnengeschehen auf besondere Weise.

Das Publikum der Nachmittags-Vorstellung zeigte sich begeistert und feierte alle Mitwirkenden euphorisch.

Gerhard Hoffmann

 

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