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FRANKFURT/Opernhaus: RODELINDA, regina de’ Longobardi von G.F.Haendel

28.01.2025 | Oper international

Georg Friedrich Händel: Rodelinda, regina de’ Longobardi • Oper Frankfurt • Vorstellung: 25.01.2025

In Koproduktion mit dem Teatro Real, Madrid, der Opéra de Lyon und dem Gran Teatre del Liceu, Barcelona

(4. Vorstellung • Wiederaufnahme am 05.01.2025 • Premiere am 12.05.2019)

Von den zwei Seiten der Schlichtheit

Claus Guths Inszenierung überzeugt in ihrer Schlichtheit. Der musikalischen Seite des Abends bekommt die ihr zuteil werdende Schlichtheit allerdings weniger.

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Foto © Barbara Aumüller

Claus Guths Regie-Ansatz (Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Axel Weidauer) die Handlung der Oper durch die Augen Flavios, Bertaridos und Rodelindas Sohn, zu sehen, überzeugt in seiner schlüssigen Umsetzung. Das klassische Motiv der Gattentreue tritt so etwas in den Hintergrund, was der Oper keinen Abbruch tut. Die Sicht Flavios wird durch seine Zeichnungen (Video. Andi A. Müller; Licht: Joachim Klein) anschaulich verbildlicht. Als Hintergrund dazu dient auf der Drehbühne, so dass von allen Seiten einsehbar, als Verbindung zu Händels Zeit ein Herrscherhaus im georgianischen Stil (Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt) inklusive Treppenhaus als verbildlichte Topographie der Macht. In diesem Umfeld sind die Personen souverän geführt. Die Verbildlichung von Flavios traumatischen Visionen in Maskenfiguren (Moe Gotoda, Madeline Ferricks-Rosevear, Gorka Culebras, Antonio Rasetta, Guillaume Rabain und Volodymyr Mykhatskyi; Choreografie: Ramses Sigl; Choreografische Einstudierung: Patricia Roldán) führt dann zum szenischen Overkill, da die Masken nur undeutlich mit dem übrigen szenischen Geschehen verknüpft sind.

Elena Villalón gibt mit kleinem, feinem, virtuos geführten Sopran die Rodelinda. Die Stimme neigt aber schon zu Beginn der riesigen Rolle in der Höhe zur Schärfe. Der Mezzosopran-Counter von Lawrence Zazzo (Bertarido) überragt die übrigen Solisten des Abends in Sachen Fundament und Klangfülle deutlich. Josh Lovell gibt mit souverän geführtem, angemessen heldischem Tenor einen idealen Grimoaldo. Zanda Švēde gibt mit klangstarkem Mezzo eine tadellose Eduige.  Rafał Tomkiewicz wertet die Rolle des Unulfo mit seinem herrlichen Countertenor und intensiver Bühnenpräsenz deutlich auf. Božidar Smiljanić gibt mit markantem, sämig geführten Bassbariton den Garibaldo. Die Performerin Irene Madrid überzeugt in der Rolle von Rodelindas und Bertaridos Sohn Flavio mit schier unheimlichem Bewegungsdrang und jugendlicher Bewegungsfreude.

Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der musikalischen Leitung von Simone Di Felice vermag leider nur bedingt zu überzeugen. Das Orchester klingt seltsam «glatt»: es fehlen dem Spiel, das munter wohlklingend «dahinplätschert» jegliche Konturen und Akzente.

Ein interessanter Abend.

Keine weiteren Aufführungen in dieser Saison.

04.02.2025, Jan Krobot/Zürich

 

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