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FRANKFURT/ Opernhaus: MARIA BENGTSSON – Richard Strauss Lieder- und Arienabend

31.05.2020 | Konzert/Liederabende


Maria Bengtsson (im langen Abendkleid), links von ihr Sarah Tysman und und Cenelia Hall. Foto: Barbara Aumüller

Frankfurt: „MARIA BENGTSSON“ – 29.05.2020

Richard Strauss – Lieder- und Arienabend

Nachdem das Bundesland Hessen seine Corona-Vorschriften lockerte und das Staatstheater Wiesbaden seine Pforten zögerlich öffnete, folgte nun auch die Oper Frankfurt mit einem „Lieder- und Arienabend“ mit ausschließlich Richard Strauss – Vertonungen. Nach einem erfolgreichen und vielbejubelten Recital im Januar (Merker 02/2020) durfte nun die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson erneut einen elitäres kleinen Kreis von 100 Personen beglücken.

Sieben auserwählte Lieder eröffneten den bewegenden Vortrag, jeder Pretiose schenkte Maria Bengtsson den phantasievollen Flair des Besonderen. In lichtvoller Tonsprache grundierte ihr glanzvoll-jugendlicher Sopran verschmitzt Herr Lenz, der Melodik von Allerseelen schenkte die charmante Sängerin wundervolle strukturelle Details. Im Rausch des Klangs, der Melodie schien der Goldton des Edeltimbres zu Die Nacht regelrecht zu baden. Emphatisch verzückt, in vokaler Raffinesse, intelligenter Wortgestaltung, traumhaft phrasierend erklangen Nichts – Cäcilie. Resignierend versonnen, emotional gestaltend, geschmackvoll differenziert, wunderbar auf Atem gesungen, in Piani gehaucht schenkte Maria Bengtsson Ich trage meine Minne sowie Ruhe, meine Seele den Hauch überirdisch-schwebender Elegie.

In warmem, unterschwelligem Pathos, jedoch nie dominant begleitete einfühlsam Sarah Tysman am Flügel, unterstrich mit besonderem Gespür die schlichte Lyrik, den herrlichen, faszinierenden, melodischen Reichtum dieser Kompositionen auf besondere Weise.

Zu instrumental perfekt geführtem Sopran folgte sodann Da geht er hin… aus „Der Rosenkavalier“ sowie die Finalszene des 1. Aufzugs vom spröden aber höhensicheren Mezzosopran Cecelia Hall assistiert. War schließlich Maria Bengtsson als Marschallin in der Wiederaufnahme im Mai vorgesehen, musste man sich lediglich mit diesen Szenen begnügen.

In schlichter würdevoller Eleganz adelte die hervorragende Sängerin die Fürstin Werdenberg, im Zeitmonolog sich prächtig charakterisierend, die dialektischen Idiome überzeugend deklarierend, um sodann ihr herrliches Timbre im Auskosten der grandiosen Melodik in feinsten Nuancierungen auf das Schönste zu verströmen. Bleiben wir in hoffnungsvoller Erwartung die Dame bald in dieser Partie auf der Bühne zu erleben.

Im gehörigen Abstand musizierten in Folge Dimiter Ivanov, Gesine Kalbhenn-Rzepka (Violine), Martin Lauer, Ludwig Hampe (Viola), Rüdiger Clauß, Kaamel Salah-Eldin (Celli) das Einleitungs-Streich-Sextett zu „Capriccio“. In klarer Transparenz, bestens ausbalanciert, in rhythmisch prägnant gefassten Kantilenen spielten die Künstler das kurze Stück in ausgefeilter Interpretation.

„Capriccio“ sei, fand dereinst Richard Strauss sei kein Stück für großes Publikum, aber eher ein Leckerbissen für kulturelle Feinschmecker im kleinen Kreis. Wie treffend zur Ironie des gegenwärtigen Zeitgeschehens? Elegant in Erscheinung, dezent in aristokratischer Gestik portraitierte Maria Bengtsson den Schluss-Monolog der Gräfin. Zur bezaubernden Optik verschmolz das Profil des legitimierten Spiels in hinreißender Vokalise. Herrlich erblühte der Sopran in silbernem Glanz, erfüllte das Parlando mit kantabler Grazilität und warf nochmals alle Vorzüge ihres betörenden Legato und der grandiosen Stimmschönheit in die Waagschale.

Die wenigen Besucher des binnen weniger Minuten „ausverkauften Hauses“ feierten alle Künstler mit dankbarer großer Begeisterung. Die Reihe dieser Abende erhält im Juni mit namhaften Interpreten ihre Fortsetzung.

Gerhard Hoffmann

 

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