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FRANKFURT/ Opernhaus: MADAMA BUTTERFLY

29.05.2023 | Oper international

Giacomo Puccini: Madama Butterfly • Oper Frankfurt • Vorstellung: 28.05.2023

(2. Vorstellung • Wiederaufnahme am 19.05.2023 • Premiere am 22.05.2022)

Verzicht auf dekoratives Beiwerk, «von dem viele glauben, man bräuchte es»

Puccini ist unverwüstlich. Das zeigt sich nun wieder an der Oper Frankfurt.

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Foto © Barbara Aumüller

Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter musikalischer Leitung von Pier Giorgio Morandi spielt trotz manchmal eher gemütlicher Tempi einen herrlich leidenschaftlichen Puccini und bringt dessen Instrumentationskunst und dramatisches Gespür ganz hervorragend zur Geltung. Ein besonderes Lob verdienen die samtig-zarten Streicher. Der von Álvaro Corral Matute einstudierte Chor der Oper Frankfurt überzeugt mit sattem Wohlklang.

Alexandra Marcellier debütiert mit der Rolle der Cio-Cio-San an der Oper Frankfurt und hat beim Publikum grossen Erfolg. Ihr herrlich voller, dramatischer Sopran reicht bis in den hintersten Winkel des Hauses und ermöglicht ihr so gänzlich unangestrengtes Singen. Die Krönung ihrer Interpretation wäre ein bewussterer Einsatz des Vibrato. Stefan Pop gibt, wenn auch immer leicht angestrengt «unter Druck» singend, mit seinem hellen Tenor einen Pinkerton mit tadellosen Höhen und langem Atem. Liviu Holender ist ein eleganter, eher unauffälliger Konsul Sharpless, während Michael McCown als Heiratsvermittler Goro alle Möglichkeiten seiner Rolle nutzt. Karolina Bengtsson Kate Pinkerton, Abraham Bretón Fürst Yamadori, Alfred Reiter als Onkel Bonzo, Sahiwe Mkosana als Der kaiserliche Kommissar, Nicolai Klawa als Der Standesbeamte, Alexey Egorov als Yakusidé, Julia Bell als Die Mutter, Michaela Schaudel als Die Tante, Alketa Hoxha als Die Kusine und Lotta Herzog als Das Kind Dolore ergänzen das formidable Ensemble.

Regisseur R.B. Schlather (Inszenierung) verzichtet, wie er es im Interview formuliert, auf das dekorative Beiwerk, «von dem viele glauben, man bräuchte es». Es verstelle den Blick auf universelle menschliche Beziehungen und Konflikte. Der Verzicht gelingt Schlather nicht konsequent, denn der Text ist voll entsprechender Formulierungen und im Bühnenbild (Johannes Leiacker) bleiben die Klischees erhalten. Auch wenn Kirschblüten und Kimono beiseite geräumt sind: Cio-Cio-Sans rotes «Pretty Woman-Kleid» (Kostüme: Doey Lüthi) ist genauso Klischee wie die Schiebewände Bezug zur japanischen Architektur (spielt eine Filmszene in Japan sitzt man in aller Regel von Schiebewänden umgeben «auf dem Boden»). Der Gewinn des Konzepts ist nicht wirklich nachvollziehbar: Die Figuren und ihre Probleme, werden so universell, dass man hier ohne Probleme auch Traviata oder Manon aufführen könnte. Letztlich stellt sich die Frage, ob es angesichts des ungeheuren theatralischen Gespür Puccinis in seinen Opern überhaupt «Beiwerk» gibt. Hier hat man der Oper etwas genommen und dafür nichts gegeben.

Musikalisch top.

Weitere Aufführungen: 11.06.2023, 18.06.2023, 01.07.2023, 08.07.2023, 13.07.2023, 19.07.2023.

30.05.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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