Beatrice Benzi, Luca Salsi, Foto: Barbara Aumüller
Frankfurt: „LUCA SALSI“
Liederabend 18.12.2018
Elitäre Namen der internationalen Opern-Szene schmücken die Programme der Liederabende an der Oper Frankfurt, heute gab sich der italienische Bariton Luca Salsi die Ehre. Der an allen Weltbühnen Gefeierte hatte in unseren Breiten weniger bekannte aber sehr erlesene Preziosen aus Aeren zweier Jahrhunderte im Gepäck.
Balsamisch floss das herrliche baritonale Material bei In questa tomba oscura aus der Feder dreier Komponisten (Giuseppe Carpani + Antonio Salieri + Ludwig van Beethoven) seidenweich aus der Kehle von Luca Salsi.
Grabesruhe – Liebeswahn – Träume – Eine Reise – Melancholie waren die Themen der fünf Lieder aus „Sept morceaux de chant“ von Giovanni Battista Belletti, deren Atmosphären Salsi so repräsentativ mit seiner wunderbar warm timbrierten Stimme dem Hörer vortrefflich offerierte.
Liebe, Hoffnung, Schmerzen von elegischer Tristesse umflort erschienen die „Cinque canti all´antica“ (Ottorino Respighi) und der großartige Interpret dosierte grandios in idealem Gespür jene inhaltlichen Gefühlsregungen der Verse. Dank seiner vokalen Wandlungs-Fähigkeit erfasste Salsi genau den Gehalt der Stücke, webte herrliche Piani in aufstrebende Formationen mit ein. Bei u.a. Canzone nell´opera comica Re Enzo gelangen ihm auf vorbildliche Weise den Gestus des melodischen Gehalts warmherzig nachzuvollziehen.
Aussagekräftig, diskret, nie vordergründig auf sehr hohem Niveau begleitete Beatrice Benzi am Flügel, war dem Solisten in suggestiver Harmonik eine ungemein kunstvolle „orchestrale“ Untermalung.
Spezifisch akzentuierte Luca Salsi in bestem Legato und herrlicher Phrasierung die beiden Stücke um „Beatrice“ Tanto gentile der Komponisten Fabio Campana + Ciro Pinsuti.
Die feuchte und kalte Winterluft des Mains Gestade legten sich auch respektlos auf die sensiblen Stimmbänder des italienischen Gastes, so mancher Ton klang dadurch leicht indisponiert, Salsi entschuldigte sich auf charmante Weise und in keiner Weise wurde deshalb der künstlerische Gesamteindruck gefährdet. Heroisches Sentiment und klangvollen Melos vereinte der vortreffliche Bariton zu „Tre sonetti del Petrarca“ (Franz Liszt).
Belcanto pur zu einschmeichelndem Timbre, prächtige Nuancierungen schenkte Luca Salsi den herrlichen Vertonungen Era d´inverno, tardi – Donna, vorrei morir (Ruggero Leoncavallo). Auf wunderbare Weise erblühte die vokale Weise Era di maggio (Alberto Franchetti). Beseelt, facettenreich intoniert erklang das Ave Maria zur Melodie des Cavalleria-Intermezzo (Pietro Mascagni). Charakteristische Klangfarben schenkte Salsi der „Melodia“ Non ti voglio amar (Francesco Cilea) um sodann seine Interpretationen reizvoll und nachhaltig mit Non t´accostare all´urna – Brindisi (Giuseppe Verdi) zu krönen.
Mit Bravos und herzlicher Zustimmung bedankte sich das begeisterte Publikum und wurde mit Gerards Nemico della patria aus „Andrea Chenier“ (Giordano) belohnt, dessen expressive Gestaltung den gewissen Gänsehaut-Effekt erzeugte.
Gerhard Hoffmann