Foto: Barbara Aumüller
Frankfurt: „LOUISE ALDER“ Liederabend 26.11.2019
Zum Liederabend an der Oper Frankfurt war Stanislas de Barbeyrac vorgesehen doch der Tenor erkrankte und das ehemalige Ensemble-Mitglied Louise Alder sprang relativ kurzfristig zum Recital ein und erwies sich als wahrer Glücksfall.
Mit drei Liedern von Franz Schubert eröffnete die Sopranistin ihre Programmfolge: Gretchen am Spinnrad in schier atemlos, spannend, dramatischem Tonfall interpretiert, wunderbar auf Linie, mit herrlichen Bögen, in großem stimmlichen Impetus erklang Nacht und Träume und frisch, unbekümmert, perlend tummelte sich Die Forelle im vokalen Gewässer.
Drei Exponate aus der Feder von Felix Mendelssohn-Bartholdy folgten unmittelbar und der flexibel erquickende Sopran von Louise Alder befreite Auf den Flügeln des Gesangs vom süßlich-behafteten Zuckerguss. Mit natürlicher Innigkeit sang sie Der Mond und mit bewegenden Klangfacetten vortrefflich phrasiert Neue Liebe.
Foto: Barbara Aumüller
Am Klavier begleitete Gary Matthewman umsichtig, stets kontrolliert, in herrlich pianistischem Farbenspiel, gleichwohl im pianissimo wie im leidenschaftlichen Ausbruch, jedoch nie vordergründig im Gesamtkonzept der technischen Grundierung spielte der Tastenkünstler angenehm souverän ohne jegliche Theatralik.
Drei Lieder der Ophelia (Richard Strauss) präsentierte die englische Sopranistin wohl durchdacht, koloraturreich, gefällig in den hohen wie mittleren ruhigen Lagen ihrer leuchtenden Stimme. Eindringlich im Raffinement, in tiefer Poesie, vorzüglicher Akzentuierung, biegsam in den Höhenlagen offerierte die Sängerin geprägt von hoher Musikalität den vertrackten Strauss-Klangkosmos.
Zum krönenden Abschluss des ersten Recital-Teils servierte Louise Alder drei weniger populäre Preziosen der Komponistin Fanny Hensel. Lustvoll, in unaufdringlicher Hingabe erklang zunächst Bergeslust, mit größter musikalischer Sensibilität spürte sie den Emotionen der Vertonung Warum sind denn die Rosen so blass nach. Sehnsuchtsvoll, wehmütig in poetischer Motion erklang zu intensivem Glühen Nach Süden.
Es ist frappierend zu erleben in welcher Vielfalt die junge Sängerin mit Konsonanten jonglierte, sie weiß von was sie singt, gestaltet in herzerfrischender Natürlichkeit, pointiert, lächelt verschmitzt, zuweilen ein graziöses Achselzucken unterstrichen ihre sanguinischen Deklamationen in exzeptioneller Akkuratesse.
Freudvoll und leidvoll – O lieb, so lang du lieben kannst sowie drei Vertonungen von Franz Liszt in französischer Sprache umflort von Melancholie und Tristesse in dunkel leuchtendem Tonfall harmonisierend folgten nach der Pause. Unbekümmert mit dem Schalk im Nacken sang sodann Louise Alder (ausnahmsweise vom Blatt) zwei polnische Lieder von Frédéric Chopin.
A te + Morire von Giacomo Puccini komponiert kontrastierten Liebe und Tod makellos, bewegt interpretiert. Weiter folgte Italienisches von Giuseppe Verdi in emotionalem Kontrast Stornello + Lo Spazzacamino. Temporär sich steigernd in unvergleichlicher Rhythmik bildete das offizielle Finale Canzonetta Spagnuola (G. Rossini).
Das Publikum dankte der sympathischen Künstlerin und ihrem Pianisten bereits während der Liedergruppen mit herzlichem Applaus, geizte nicht mit Bravos und wurde für die Huldigungen von dem sympathischen Künstler-Duo mit vier Zugaben belohnt. Zunächst erklang ein Song aus ihrer Heimat Fair House of Joy (Roger Quilter). Kokett folgten temperamentvoll und nobless „Les Filles de Cadiz“ (Leo Delibes) sowie „À Chloris“ (Reinaldo Hahn). Die Begeisterung wollte einfach nicht enden und Louise gewährte noch abschließend die Arie der Magda aus „La Rondine“ (G. Puccini). Es hätte so weiter gehen können, doch nach 28 Vorträgen entließ man schweren Herzens die charmante Sängerin.
Gerhard Hoffmann