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FRANKFURT/ Opernhaus: „LIEDERABEND IM STREAM: FOLK SONGS / SONGS OF TRAVEL“

17.04.2021 | Konzert/Liederabende

Frankfurt / Opernhaus: „LIEDERABEND IM STREAM:

                                              FOLK SONGS / SONGS OF TRAVEL“ – 16.04.2021

In der abwechslungsreichen Programmgestaltung servierte die Oper Frankfurt einen weiteren Stream aus dem Bockenheimer Depot und zwar einen Liederabend der Sonderklasse mit „Folk Songs / Songs of Travel“. Bei Liedern ums Wandern denkt man natürlich zuerst an Schubert,Schumann oder gar Mahler, doch weit gefehlt heute waren die Preziosen unerwartet einem völlig anderen Komponisten-Kreis gewidmet.

In einem wahren Erkundungs- und Forschungsdrang fühlte sich der italienische Komponist Luciano Berio stets zur Volksmusik hingezogen und widmete bzw. komponierte im Jahre 1964 seiner Ehefrau der amerikanischen Mezzosopranistin Cathy Berberian (mit armenischen Wurzeln) einen Lied-Zyklus auf die Stimmbänder. Aus elf Ländern, unterschiedlichen Kulturen und in neun Sprachen entstanden diese Strophen welche nun Bianca Andrew in überwältigender Manier offerierte, ob in englischer, französischer, armenischer oder differenziert-dialektisch italienischer Original-Sprache (ohne Blatt) gesungen. Ob in rhythmischer Stimmakrobatik zu Rossignolet du bois oder Ballo, zu gelösten Stimmungen bei La donna ideale, der melancholischen Motettu de tristura oder dramatischen Tönen zu Malurous qu´o uno fenno verstand es die charmante Sängerin ihren aparten hellen Mezzo in klar gefassten, rhythmischen Kantilenen prägnant zu versprühen und zudem virtuos mit vokalem Wohllaut zu überzeugen.

Begleitet wurde die Sängerin vom Sextett/Oktett Philipp Nickel (Viola), Mikhail Nemtsov (Cello), Eduard Belmar (Flöte, Piccoloflöte), Matthias Höfer (Klarinette), Francoise Verheve (Harfe), Jürgen Friedel, Steffen Uhrhan (Schlagzeuge). Unter der umsichtig sensiblen Leitung von Nikolai Petersen balancierten die vortrefflich musizierenden Instrumentalisten mit glühender Expressivität und boten zusätzlich dieser großartig vokalen Interpretation ein mediterran-exotisches Klangkolorit. Chapeau, das war einfach hinreißend!

Nicht weniger interessant erschienen die “Songs of Travel“ aus der Feder von Ralph Vaughan Williams deren zentrale Themen das Schicksal eines Wanderers durch das  schottische Hochland (?) kontrastieren.  Den neun Vertonungen schenkte der junge neuseeländische Tenor Jonathan Abernethy dank der Bandbreite seines hell strahlenden, lyrischen Materials faszinierende Vokal-Facetten und kühne expressive Details.

Burschikos kam The Vagabond daher, träumerisch im belkanten Schönklang Let Beauty Awake. Mit hoher Stilkompetenz und Musikalität präsentierte der junge Sänger in tonmalerischer Formation sein vokales Talent, lieferte zudem detailliert und engagiert die Texturen, spiegelte famos die Emotionen bei In Dreams oder die Melancholie der Tonsprache zu Whither must I wander ganz vortrefflich wieder.

In filigran-pianistischen Details, feinnervig im Anschlag korrespondierte in dichtem Farb-Kaleidoskop Anne Larlee zu ästhetischer Spielkultur als ideale Instrumental-Begleitung des Sängers. Ein wundervoller Liederabend mit exzellenten Künstlern ging viel zu schnell vorüber. Poetisch gesprochen:  Nehm´t meinen Dank, Ihr holden Gönner !

 

Gerhard Hoffmann

 

 

 

 

 

 

 

 

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