Frankfurt / Oper: „IN SUN SUH-TAKESHI MORIUCHI“ – 05.06.2020- Klavier-Recital in der Oper Frankfurt
Durch drei Jahrhunderte auf zwei Klavieren – war der Slogan eines weiteren Konzerts in der Oper Frankfurt. Höchsten Respekt zolle ich Intendant Bernd Loebe sowie allen teilnehmenden Künstlern welche diese „zögerlichen“ Events ermöglichen und sich vor (bis jetzt) nur 100 Zuhörern präsentieren gemäß den erlaubten Corona-Vorschrifts-Lockerungen.
Die Korrepetitorin In Sun Suh sowie der Studienleiter Takeshi Moriuchi waren die Solisten der heutigen Veranstaltung, begaben sich auf eine spannende Reise durch drei Epochen der Klavier-Literatur und offerierten Bearbeitungen für 2 Klaviere vom Barock bis zum 20. Jahrhundert.
Eröffnet wurde das Konzert mit der „Sonate C-Dur KV 545“ von Wolfgang Amadeus Mozart welche Edvard Grieg für 2 Klaviere transkribierte. Mozart vollendete diese Sonate, die als kleine Klaviersonate für Anfänger und danach als „Sonate facile“ bezeichnet wurde – jedoch bearbeitete sie Grieg im Geiste Mozart und von „wegen für Anfänger“, namhafte Solisten haben diese Komposition in ihrem Repertoire. In leichter kristallklarer Führung und perlenden Tonabfolgen widmeten sich die beiden Pianisten des Abends dem Allegro, in gesangvoller Gestaltung folgte die innige Melodik des Andante und lebendig, fein nuanciert kam das flotte finale Rondo daher.
Ohne Akribie „hüpften“ die beiden Künstler durch die Ären der Musikgeschichte und präsentierten als nächstes Stück die „Suite für 2 Klaviere Nr. 2“ aus der Feder des russischen Meisters Sergei Rachmaninow. Zeitgleich mit seinem 2. Klavierkonzert schuf der Komponist diese Klaviersuite welche In Sun Suh und Takeshi Moriuchi mit dem sich steigernden Marsch der Introduktion klangtechnisch bestens formulierten, um es sodann in einer sanften Coda verklingen zu lassen. Es ist nicht von ungefähr, dass so manche melodische Passage aus dem erwähnten Konzert zu vernehmen war. Zu virtuos überlagernden Metren erklang Valse mit den typisch wiederkehrenden Rachmaninow-Motiven. Tiefgründig und reizvoll begegneten die Solisten der lyrischen Romance und steigerten sich emphatisch temperamentvoll, technisch bestens versiert in die lebendige Tarantelle einer spritzigen neapolitanischen Weise.
Traumhaft, elegisch, wunderschön ausmusiziert erklang konträr das Adagio aus dem „Konzert für 2 Cembali“ von Johann Sebastian Bach.
Zum krönenden Abschluss des Abends erfolgte der Sprung über den Atlantik zu George Gershwin und seiner Fantasie aus „Porgy and Bess“, welche von Percy Graininger für 2 Klaviere bearbeitet wurde. Mit sichtlicher Spielfreude und überschäumendem Temperament widmeten sich Suh + Moriuchi dem Medley aus dieser Oper und weckten Sehnsüchte diese wieder einmal live erleben zu dürfen. Kunstvoll reflektierten die Pianisten, sie wirkten sichtlich in ihrem Element, zu atemberaubender virtuoser Bravour die klaviertechnischen Finessen der werksbiographischen Details mit Esprit zu offerieren.
Das Publikum war hingerissen und feierte das Duo begeistert und vehement. Takeshi Moriuchi zeigte sich höchst erfreut, besonders auf und nicht nur hinter der Bühne musizieren zu dürfen und die Künstler bedankten sich fein akzentuiert gespielt, die melodiöse Phase Nimrod aus den „Enigma-Variationen“ von Edward Elgar.
Gerhard Hoffmann