Frankfurt / Opernhaus: „DAS LIED VON DER ERDE“ – 02.04.2021
Ein Streaming-Event der besonderen Art präsentierte die Oper Frankfurt zum Karfreitag und präsentierte in der Bearbeitung für kleines Orchester von Jens Joneleit (Auftragswerk der Oper Frankfurt anno 2011) „Das Lied von der Erde“ von Gustav Mahler. Der Komponist nannte das Werk eine „Sinfonie in Gesängen“ nach Gedichten chinesischer Poeten des achten Jahrhunderts, vom deutschen Dichter Hans Bethge liebevoll und feinfühlig übersetzt sowie nachgedichtet, doch Mahler ging mit diesen Texten recht freizügig und variabel um.
Mit den ins Transzendente zielenden Worten: Still ist mein Herz und harret seiner Stunde! Die liebe Erde allüberall, blüht auf im Lenz und grünt aufs neu! Allüberall und ewig blauen licht die Fernen! Ewig…. Ewig! Mit diesen Zeilen endet das Werk welches im spätromantischen Musik-Repertoire eine schwer zu deutende Mittelstellung zwischen Vokal-Symphonie und Orchesterlied-Zyklus einnimmt.
Katharina Magiera. Foto: BarbaraAumüller
Zu dieser verklärten Textur der letzten Strophe möchte ich zunächst die Solistin den Abends die Mezzosopranistin und Ensemblemitglied der Oper Frankfurt Katharina Magiera würdigen. Bereits im Jahre 2019 während desselben Events in der AOF hinterließ die junge Sängerin beeindruckende Resonanz welche sie heute mit ihrer bestens timbrierten, wohlklingenden Stimme erneut unter Beweis stellte. Der tiefgründigen tragfähigen Mittellage folgten reine, orchesterüberstrahlende Höhen-Sphären. Mit leicht resignierendem Unterton erklang in bester Artikulation (wie alle Strophen) Der Einsame im Herbst. Vortrefflich in vokalen Variationen Von der Schönheit und letztlich in schwebender Schönheit, schier entrückend in endlosem Strömen erklangen die bereits oben zitierten Worte beim finalen Abschied.
AJ.Glueckert.Foto: BarbaraAumüller
Mit höhensicherem Tenor setzte AJ Glueckert bereits beim eröffnenden Trinklied vom Jammer der Erde gestalterische Akzente voll Komplexität. Lyrisch, zuweilen mit heldischen dunklen Farben erklang in wunderbarem Legato strömte das schön timbrierte Material und in bester Deklamation erklang Von der Jugend. Punktuell, differenziert, prächtig nuanciert, jugendlich strahlend, die Textur variabel nuancierend präsentierte Glueckert die Strophe Der Trunkene im Frühling.
Am Pult des reduzierten im weiten Bühnenraum mit Blick auf den leeren Zuschauerraum platzierten Frankfurter Opern- und Museumsorchesters waltete umsichtig GMD Sebastian Weigle. In weichem Fluss lenkte der sensible Dirigent seinen prächtig musizierenden Klangkörper in jene Partitur-Kanäle der zauberhaften Mahler-Strukturen, transparent in herrlichem Wohlklang erlebte man instrumentale Soli sowie atemberaubende orchestrale Formationen. Ich muss gestehen beim Abhören auf sechs Boxen meiner Anlage war von einer Musiker-Reduktion absolut nichts zu vernehmen. Feinfühlig begleitete Weigle die solistischen Deklamationen, schenkte den orchestralen Nachspielen eine unglaublich dichte symphonische Konsistenz und brachte die teils expressiven Momente dieser himmelstürmenden Musik, emotional mit Flexibilität und Raffinesse zum Funkeln.
Meinen herzlichen Dank an alle Mitwirkenden und Inszenatoren für dieses wunderbare Oster-Präsent! Liebe Musikfreunde b i t t e unterstützen Sie so viel Engagement mit einer Spende.
Gerhard Hoffmann