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FRANKFURT/ Oper: LIEDERABEND LUDOVIC TÈZIER

23.01.2019 | Konzert/Liederabende


Maria Prinz, Ludovic Tezier. Foto: Barbara Aumüller

Frankfurt: „LUDOVIC TÈZIER“ .   Liederabend 22.01.2019

Zum ersten Liederabend des neuen Jahres gab sich der international renommierte Bariton Ludovic Tézier an der Oper Frankfurt die Ehre und servierte zum Jahrestag der „französisch-deutschen Freundschaft“ seinen musikalischen Beitrag.

Vor der Pause interpretierte Ludovic Tézier Lieder in seiner Landessprache und zwar zunächst „Sechs Lieder“ von Gabriel Fauré, deren klare Strukturen von zurückhaltender Romantik geprägt und dessen verwandte Züge sich auf das Meer bezogen zu Gehör. Nun kannte ich diese Vertonungen aus vielen Recitals zuvor jedoch hauptsächlich von Sopran- und Mezzosopran-Interpretinnen dargeboten. Die Sichtweise Téziers, die Art des schier schwerfälligen melodiösen Zugangs zu Fauré irritierte mich jedoch sehr, trotz des deklamatorisch-einfühlsamen Vortrags.

Ach zwei Seelen wohnten in meiner Brust: denselben Eindruck der eigenwilligen Tonalität hinterließ ebenso L´ile inconnue aus „Les nuits d´été (Hector Berlioz).

Zu mehr melodischem Fluss fand jedoch die  mächtige Opernstimme bei Franz Liszt und seinen drei ebenso in französischer Sprache vorgetragen Liedern u.a. Comment disaiment-ils.

Nach der Pause folgten Abendempfindung an Laura mehr oder weniger pauschal, sowie Komm, liebe Zither, komm und schließlich Das Lied der Trennung aus der Feder von W. A. Mozart. Als erfolgreicher Don Giovanni-Interpret hatte ich eigentlich mehr vokale Flexibilität erwartet, doch blieben auch hier (für mich) viele Wünsche offen.

Als sensible Begleiterin fungierte Maria Prinz am Flügel, ließ dem Vortrags-Künstler jegliche Freiheiten. Zart, subtil, berückend, nie vordergründig stets in beiderseitigen Augenkontakt entlockte die aparte Pianistin ihrem Instrument feinsinnige Nuancierungen.

In der Fremde – Hör ich das Liedchen klingen (Robert Schumann) erschien mir die Stimme wie umgewandelt, Ludovic Tézier sang nun im melodischen Fluss, ließ sein schönes Timbre erklingen. Berührend,  ganz auf sanglicher Linie folgten Ich hab im Traum geweinet  sowie traumverloren Mondnacht. Alle Pretiosen vom Blatt zu singen, regelrecht an den Noten zu kleben, fand ich bei den deutschen Liedern zwar legitim, doch bei Vertonungen in der Muttersprache schon eher gewöhnungsbedürftig.

Zum Finale interpretierte der französische Bariton wunderschön  An die Musik – Ständchen sowie dem absoluten Höhepunkt Der Erlkönig (Franz Schubert) vortrefflich nuanciert, bestens artikuliert und bezwingend variiert gesungen.

Im Vergleich mit einstigen Recitals wirkte die Gunstvergabe  des Publikums eher reserviert. Dennoch gewährte Ludovic Tézier in rascher Folge drei Zugaben: etwas spröde erklang Zueignung (Strauss), der Abenteuer vermutlich überdrüssig absolvierte Don Giovanni sein Ständchen Deh, vieni alla finestra. Doch wunderbar intoniert von emotionaler Tiefe geprägt versöhnte Tézier mit Wolframs Lied an den Abendstern (Wagner) um sodann zur Pflichtübung der Autogrammstunde zu eilen.

Gerhard Hoffmann

 

 

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