Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

FRANKFURT/ Oper: LA JUIVE. – Derniere als Saisonfinale

15.07.2024 | Oper international

FRANKFURT/Saisonfinale – Dernière von „La Juive“ am 14. 7.2024

juiz
John Osborn, Ambur Braid. Copyright: Oper Frankfurt/Monika Rittershaus

ZUM TRAILER

Fromental Halévys Oper hat es im deutschsprachigen Raum schwer. Aber dies gilt für die Grand opéra als Genre generell. Da sind nicht nur stimmtechnische Herausforderungen für die Sängerinnen und Sänger zu bewältigen, ebenso ohne Zusatzchor sollte ein Opernhaus ein solches Werk gar nicht ins Auge fassen. Multiple Schauplätze und außergewöhnliche Ereignisse sind im Libretto Standard. Auch wenn es bei der Jüdin nur eine Konzilseröffnung ist, so kommt dann noch die Ballettmusik dazu und da ist die Aufführungslust der Verantwortlichen endgültig vorbei. Die Frankfurter Oper stellt sich dieser großen Aufgabe und gewinnt auf fast allen Linien.

Eine bessere Sängerbesetzung für die Hauptrollen lässt sich momentan nicht finden. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester spielt äußerst engagiert unter der Leitung von Henrik Nánási. Die Soli der einzelnen Instrumentengruppen sind perfekt und unterstützen die Sängerinnen und Sänger mit traumwandlerischer Sicherheit. Dem Dirigenten gelingt die spezielle Aura der französischen Musik und lässt die fast vier Stunden wie im Flug vergehen.

Das Einheitsbühnenbild von Klaus Grünberg erlaubt, die fünf Akte ohne Umbaupausen voranzutreiben. Dies ist für eine Steigerung des Geschehens nicht unerheblich. Die Kostüme von Silke Willrett sind für die unterschiedlichen Auftritte oftmals eine Mischung aus Karneval und Kostümfest. Fürs Auge bieten sie einiges, wenn auch nicht immer stückadäquat.

John Osborn in der Titelpartie des Éléazar ist schlicht phänomenal. Die Unerbittlichkeit, sich zu rächen, ist mit seiner stimmlichen Sicherheit und Härte ungemein glaubhaft. Sein Gegenspieler Kardinal Brogni, Simon Lim, hat dafür eine Tiefe im Bass, die einem in Staunen versetzt und von Halévy offenbar sehr bewusst gegen die beiden anderen hohen Stimmlagen des Goldschmieds und Léopold einsetzt. Letzterer wird vom Ensemblemitglied Gerard Schneider perfekt in der schwierigen Lage eines Haute-contre gegeben. Auch die Protagonistinnen Monika Buczkowska als Eudoxie und Ambur Braid in der Rolle der Rachel wissen zu fesseln. Sie, im Ensemble bis 2023, hat bestimmt noch eine große Karriere vor sich. Selbst in stimmlichen Grenzbereichen und Ausbrüchen ist ihre Stimme nie schrill und meistert auch die lyrischen Stellen vorbildlich. Dass Braid den schwierigen Charakter der Figur auch mit wenig vorteilhaften Kostümen souverän bewältigt, nötigt große Bewunderung ab.

Die Regie von Tatjana Gürbaca hat gelungene Momente, aber auch etliche Ungereimtheiten und szenische Unmöglichkeiten zu bieten. Die Chorszenen gelingen recht gut und auch die Kleinteiligkeit der Personenführung gibt langen musikalischen Szenen Profil und Sinn.

Großer Jubel am Schluss für alle Beteiligten. Die Aufführung wurde für eine DVD-Produktion mitgeschnitten.

(15. Juli 2024 – Otto Grubauer)

 

Diese Seite drucken