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FRANKFURT/ Oper: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – GERMANIA MANIA

10.12.2022 | Oper international

Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg • Opernhaus Frankfurt • Vorstellung: 09.12.2022

(6. Vorstellung • Premiere am 06.11.2022)

GERMANIA MANIA

An der Oper Frankfurt, gerade wieder zum «Opernhaus des Jahres» gewählt, nimmt GMD Sebastian Weigle mit einer Neuinszenierung von Wagners «Die Meistersinger von Nürnberg» Abschied vom Amt. Für die Inszenierung zeichnet Johannes Erath verantwortlich.

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Foto: Monika Rittershaus

Johannes Erath bietet in seiner Inszenierung eine frische, freche Sicht auf Wagners Meisterwerk, die den idealen Mittelweg zwischen Realismus und Abstraktion findet. Basis des Einheitsbühnenbilds von Kaspar Glarner ist ein Architekturfragment, das für Nürnberger Architektur stehen könnte, sei es solche aus dem Mittelalter oder solche aus den dunklen Zeiten des 20. Jahrhunderts. Hier wird nun mit Versatzstücken weiter gearbeitet, darunter auch leicht verschiebbare architektonische Elemente. Aufgelockert wird die Bühne durch die farbenfrohen Kostüme von Herbert Murauer. Joachim Klein setzt das Geschehen ins rechte Licht. Den grossen Moment hat die Inszenierung ganz am Schluss, wenn aus der Leuchtschrift «GERMANIA» plötzlich «MANIA» wird.

Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Takeshi Moriuchi (eingesprungen für Sebastian Weigle) setzt die Frische musikalisch wunderbar um. Es kann luftig duftig fein wie ein Fliederbusch klingen, aber, wo gefragt, auch klanglich auftrumpfen und die Solisten immer noch zu Wort kommen lassen. Tilman Michael hat den ebenfalls frisch ausgezeichneten Chor und Extra-Chor der Oper Frankfurt bestens vorbereitet.

Nicholas Brownlee gibt mit seinem jugendlichen, hellen Bariton einen dramatisch frischen Hans Sachs. Georg Zeppenfeld (am Abend zuvor in gleicher Partie noch auf der Bühne der Wiener Staatsoper zu Gast und nun eingesprungen für Andreas Bauer Kanabas) leiht seinen wohlklingenden, dunkel timbrierten Bass dem Veit Pogner und wird vom annähernd ausverkauften Haus heftig akklamiert. Michael Nagy singt einen subtil gestalteten, jugendlichen Beckmesser. Magdalena Hinterdobler gibt eine resolute, selbstbewusste Eva. AJ Glueckert gestaltet den Walther Stolzing recht zurückhaltend, so dass nicht wirklich klar wird, was Eva an ihm fasziniert. Christina Bock (ebenfalls am Abend davor noch auf der Bühne der Wiener Staatsoper, eingesprungen für Claudia Mahnke) lässt mit ihrem frischen Mezzo sofort klar werden, warum David (Michael Porter) in den höchsten Tönen für sie brennt. Das Oktett der Meistersinger ist bei Thomas Faulkner, Samuel Levine, Barnaby Rea, Jonathan Abernethy, Hans-Jürgen Lazar, Andrew Bidlack, Sebastian Geyer, Anthony Robin Schneider und Božidar Smiljanić in den besten Kehlen. Domen Križaj (eingesprungen für Franz Mayer) als Nachtwächter und Maren Favela, Chiara Bäuml, Helene Feldbauer, Guenaelle Mörth, Tianji Lin, Donát Havár, Istvan Balota, Kiduck Kwon und Johannes Lehner ergänzen das formidable Ensemble.

Ein intensiver Abend.

Weitere Aufführung: 17.12.2022

10.12.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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