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FRANKFURT/ Oper: DER ROSENKAVALIER

gelungene Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, Krankheit und Tod

21.04.2025 | Oper international

Frankfurt/ Oper Frankfurt: DER ROSENKAVALIER
am 19.4.2025

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Ida Ränzlöv als Octavian und Elena Villalón als bezaubernde Sophie (Foto: Barbara Aumüller)

 

In seiner aus dem Jahr 2025 stammenden Inszenierung verleiht Claus Guth dem Werk eine existenzielle Tiefe, die weit über die übliche Rokoko-Melancholie hinausgeht. Im Zentrum steht nicht die nostalgische Verklärung vergangener Zeiten, sondern eine eindringliche Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, Krankheit und Tod.

Guth verlegt die Handlung in ein Sanatorium, das zugleich an ein Grandhotel erinnert – ein Ort zwischen Leben und Sterben, zwischen Realität und Erinnerung. Die Szene (Christian Schmidt) besteht aus einem rotierenden Kubus, der unterschiedliche Räume zeigt: ein Behandlungszimmer, ein Foyer, ein Kellerraum. Dieses Setting wird zur Projektionsfläche für innere Zustände und verweist auf das Unausweichliche, das hinter dem Glanz lauert.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Figur der Feldmarschallin, die Guth als schwerkranke Frau zeichnet – eine, die sich ihrer Endlichkeit bewusst ist und gerade deshalb mit großer Würde Abschied nimmt. Ihr Monolog über das Vergehen der Zeit wird so zur persönlichen Meditation über das eigene Sterben.

Ein wiederkehrendes choreografisches Element sind die Walzer, die nicht nur als musikalisches Leitmotiv, sondern als symbolischer Totentanz inszeniert sind. Pflegepersonal und Gäste bewegen sich in stilisierten Tanzfiguren (Choreografie: Ramses Sigl), die zugleich Anmut und Beklemmung ausstrahlen – eine eindrucksvolle Bildsprache für das Leben im Angesicht des Endes.

Der Regisseur zeichnet weniger ein nostalgisches Sittengemälde als vielmehr ein eindringliches Kammerspiel über das Loslassen – und gerade darin liegt seine große Kraft.

Musikalisch wird der Abend von Generalmusikdirektor Thomas Guggeis geleitet, der mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester den Spannungsbogen zwischen schwelgerischem Klangrausch und kammermusikalischer Intimität fein auszutarieren weiß. Die Musik wirkt unter seinem Dirigat leicht und fließend.

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Wilhelm Schwinghammer als nobel aristokratischer Baron Ochs auf Lerchenau, Elena Villalón als Sophie und Magdalena Hinterdobler als Marianne Leitmetzerin (Foto: Barbara Aumüller)

Maria Bengtsson gestaltet die Marschallin mit lichter, edler Klangfarbe. Dabei besticht sie mit leuchtender Melancholie und gestaltet die Figur mit pastellartigen Farben frei von grellen Kontrasten. Die hohen Lagen bleiben dabei stets weich und kontrolliert, ohne je an Intensität zu verlieren. Wilhelm Schwinghammer gibt den Ochs von Lerchenau sehr elegant und charmant. Die sonst oft gesehene Grobschlächtigkeit bei dieser Rolle ist nicht sein Ding – so darf man in Frankfurt eine ganz eigene Interpretation dieser Hauptfigur erleben. Sein Bass zeichnet sich dabei durch Tiefe und Flexibilität aus und scheint keinerlei Ermüdungserscheinungen zu kennen. Ida Ränzlöv als Octavian besticht mit einer facettenreichen und berührenden Interpretation, die sowohl stimmlich als auch darstellerisch überzeugt. Ganz besonders hat mir die Sophie von Elena Villalón gefallen, die durch stimmliche Reinheit und eine tiefgründige Charakterzeichnung besticht. Ihre Darstellung betont die Entwicklung Sophies von einer unschuldigen jungen Frau hin zu einer selbstbewussten Persönlichkeit. In manchen Momenten klingt ihre stets präsente Stimme wie ein flüchtiger Hauch – schwebend und engelsgleich.

Die Besetzung der zahlreichen weiteren Rollen lassen an diesem Abend ebenfalls keine Wünsche offen. 

Marc Rohde

 

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