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FRANKFURT/ Oper: DALIBOR von Bedrich Smetana. Premiere

25.02.2019 | Oper


Izabela Matuła (Milada) und Aleš Briscein (Dalibor; kniend). Foto: Monika Rittershaus

Frankfurt: DALIBOR von Bedrich Smetana  24.2. 2019 Premiere

‚Dalibor‘ ist wohl als Hauptoper Bedrich Smetanas vielfach präsent, wird aber äußerst selten gespielt im Gegensatz zu seiner komischen Oper „Die verkaufte Braut“, die Smetana selber als ein Nebenwerk bezeichnete. Das ursprünglich deutsche von Josef Wenzig verfaßte Libretto wird aber nach einer zweiten tschechischen Fassung in deutscher Übersetzung von Kurt Honolka gespielt. Dalibor ist ein Ritter im Spätmittelalter, der brandschatzt und sich nicht einhegen läßt. Nach einem Mord an einem Grafen wird er auf dem Hradschin festgesetzt und zum Tod verurteilt. Es gibt aber eine starke Gegenbewegung, die sich auch auf die Bauern stützt, die die Befreiung des Ritters betreibt, und sich ähnlich wie bei Fidelio eine Frau ins Gefängnis einschleust. Die Flucht mißlingt aber wegen Verrats, die Frau Milada, die den Angriff auf die Festung angeführt hat, stirbt in den Armen ihres Geliebten Dalibor, der selber von der Übermacht der Soldaten getötet wird.

Smetana schreibt ein weitgehend durchkomponiertes, nur von rudimantären Rezitativen unterbrochenes Werk, das mit vielen ineinander verflochtenen Motiven arbeitet, die vielfach aus der tschechischen Volksmusik herkommen. Höhepunkt stellt der As-dur-Gesang Dalibors in der Gerichtsszene dar, bei der er sich herzergreifend verteidigt, er habe seinen lieben Freund Zdenko gerächt, der vom Grafen Prohaska gemeuchelt wurde. Hier klingen auch Wagnersche Aufschwünge an, die sogar an ‚Tristan‘ denken lassen. Ansonsten ist die Tonsprache Smetanas eher hell und klar gehalten, man denkt auch an Berlioz und seine ‚Troyens‘. Das wird vom Orchester trefflich musiziert, und die Harfe ist neben der Sologeige, die Dalibor spielte, das bevorzugte Instrument par excellence. Als Dirigent konnte Stefan Soltesz gewonnen werden, der das Werk ganz glitzernd gestaltet und in allen Teilen dabei auch tiefgründig aufbereitet. vermochte.


Gordon Bintner (Vladislav; links auf dem Stuhl sitzend) und Ensemble. Foto: Monika Rittershaus

In der Inszenierung sieht Florentine Klepper starke Verbindungen zu modernen Phänomenen, so ist die Gerichtsverhandlung als eine Live-TV-Show mit ausgewählten Zuschauern samt Videowänden dargestellt; zu einem Zuschauervotum, was das Urteil angeht, kommt es aber vorerst nicht, da der schwache König, hier als Showmaster in blauschillerndem Anzug, Zeit gewinnen will. Im Anklang an die Hamburger Ausschreitungen beim Weltwirtschaftsgipfel wird dann eine gewaltbereite vermummte Truppe gezeigt, die vor dem Gefängnistor randaliert. Der Aufbewahrungsort für Dalibor ist eigentlich die leere Bühne, wo er aber von einem Scheinwerferwald umgeben ist. Der Kerkermeister Benes sitzt vor einem riesigen Überwachungsapparat, der wie eine Flugzentrale wirkt. Die Wachen sind alle in gelbe Jacken gekleidet. Milada, die Schwester des Grafen, die die Anklage flammend wie eine Ortrud vorgetragen hatte und sich in den Ritter aber ebenso spontan verliebt hat, schlüpft als Wärtergehilfe in eine Art Blaumann über ihrem Satinkleid von der Verhandlung. In großen Farborgasmen (Feuerbrände) endet das Drama (Bb.: Boris Kudlicka, Kost.: Adriane Westerbarkey). Die Chöre erscheinen vornehmlich bei der Gerichtsszene in prononciertem Einsatz (Tilman Michael).

Den Dalibor gibt mit feinem aufblühendem dabei gut grundiertem Tenor bei berückendem Timbre Ales Briscein. Seine Milada ist Izabela Matula mit dunkel getöntem gut sitzendem und ausgreifendem Sopran. König Vladislav stellt Gordon Bintner mit eher hochgetöntem weichem Bariton, der in seiner swingenden Bewegung  in etwa an den Herodes in Jesus Christ Superstar erinnert. Simon Bailey setzt seinen imponierenden Baßbariton als Kanzler Budivoj ein. Den Benes gibt mit weichem voluminösen dabei  aber stark konturiertem Baß Thomas Faulkner. Das Paar Vitek & Jitka bei den Aufständischen wird fein dezidiert und mit Nachdruck tenoral von Theo Lebow und als Sopran von Angela Vallone gesungen.                                                

 Friedeon Rosén

 

 

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